Der Sportartikelhersteller Adidas dürfte ein schwächeres Quartal hinter sich haben. Die
Herzogenauracher legen am Mittwoch (6.11.) ihre Zahlen vor.
DIE LAGE BEI ADIDAS:
Der erfolgsverwöhnte Konzern muss ausgerechnet zu seinem 70.
Geburtstag mit Bremsspuren beim Wachstum leben. Während Lokalrivale
Puma derzeit mit zweistelligen Wachstumsraten davonprescht, fällt das
Plus bei Adidas deutlich geringer aus – es lag im zweiten Quartal bei
knapp 5 Prozent. Hintergrund sind Lieferengpässe insbesondere in den
USA. Adidas hatte dabei die Nachfrage insbesondere im mittleren
Preissegment unterschätzt. Um die Kunden zu bedienen, musste Adidas
die Ware per Luftfracht aus anderen Regionen herbeischaffen – was
zuletzt auch die Marge belastete. Die Probleme sollen im
Schlussquartal 2019 behoben sein.
Dazu kommt, dass der Sportartikelhersteller in der Vergangenheit
angesichts der guten Geschäft in den USA und China den europäischen
Markt etwas vernachlässigt hat und zu lange auf die bewährten
Schuhklassiker wie die Retro-Marken Stan Smith oder Superstar gesetzt
hat – auch, als die Begeisterung der Kunden dafür nachließ. Adidas
hat mittlerweile begonnen, das Ruder herumzureißen und konnte den
Abwärtstrend im zweiten Quartal aufhalten. Im vierten Quartal will
das Unternehmen wieder zum Wachstum zurückkehren. Für das dritte
Quartal hat das Unternehmen bei Analysten schon mal vorgefühlt und zu
hohe Erwartungen gedämpft.
Insgesamt herrscht Optimismus in Herzogenaurach. Die Stimmung in
der Sportartikelbranche ist trotz aller Unsicherheiten über die
konjunkturelle Eintrübung gut, die Industrie ist unter anderem dank
des steigenden Gesundheitsbewusstseins der Menschen auf einem
anhaltenden Wachstumskurs. Die Zielgruppe von Adidas ist dabei jung.
Die Sportklamotten werden auch im Alltag getragen – mit Superstars
wie Beyonce will Adidas seine Reichweite weiter erhöhen, gerade über
die sozialen Medien. Dennoch will Adidas keine Mode- sondern eine
Sportmarke bleiben. Früheren Aussagen von Konzernchef Kasper Rorsteds
zufolge macht der Konzern fast zwei Drittel des Umsatzes mit Sport,
ein Drittel mit der Modemarke Originals.
DAS ERWARTET ADIDAS:
Für das laufende Jahr erwartet Adidas ein Umsatzwachstum von 5
bis 8 Prozent. Dabei geht der Konzern weiterhin davon aus, im zweiten
Halbjahr stärker zu wachsen. Allerdings signalisierte das Management
Analysten zuletzt, dass sich die Beschleunigung eher ins vierte
Quartal verschieben könnte. Die Profitabilität will das Management
weiter steigern. Der Gewinn aus fortgeführten Bereichen soll um 10
bis 14 Prozent auf 1,88 bis 1,95 Milliarden Euro klettern.
DAS ERWARTEN ANALYSTEN:
Analysten gehen für das dritte Quartal von einer nur leichten
Beschleunigung des Wachstums auf währungsbereinigter Basis aus. Dabei
sollte Europa bereits wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt
sein, schätzt Elena Mariani von Morgan Stanley. Für das wichtige
Chinageschäft rechnet sie mit einer sich weiter abschwächenden
Dynamik.
Bei der viel beachteten Bruttomarge rechnen die Marktexperten
zudem mit einem Rückgang. Weiterer Kostendruck in der Logistik,
negative Wechselkurseffekte sowie Rabattaktionen in Europa, mit denen
Adidas das Wachstum angekurbelt hat, sind der Grund dafür. Adidas
habe die Messlatte für das Quartal sehr niedrig gelegt, so Jörg
Philipp Frey von Warburg Research.
Von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis zum 31. Oktober befragte
Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatzanstieg von knapp 5,9
Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 6,3 Milliarden sowie mit
einem Rückgang der Bruttomarge von 51,8 auf 50,95 Prozent. Auch der
Nettogewinn dürfte zurückgehen. Im Blick haben die Analysten jedoch
schon 2020, in dem wieder eine Fußballeuropameisterschaft
stattfindet. Sie hoffen auf einen ersten Ausblick auf das kommende
Jahr.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Adidas-Aktien gehören trotz der schwächeren Entwicklung im
Vergleich zur Konkurrenz zu den Topwerten im laufenden Jahr. Der
Rekordlauf des Papiers wurde nach den durchwachsenen Halbjahreszahlen
jedoch gestoppt. Seit der Vorlage der Zahlen am 8. August kommt
Adidas insgesamt kaum vom Fleck. Dennoch ist Adidas immer noch eine
der sich am besten entwickelnden Aktien im Dax ,
übertroffen nur vom Indexneuling MTU. Seit
Jahresbeginn verbucht die Aktie einen Kursgewinn von mehr als 50
Prozent. (dpa)