Ihm gehört das zweitgrößte Vermögen der Welt: Bernard Arnault, 70 Jahre
alt, hat mit LVMH ein Luxusimperium aufgebaut, das von Mode über
Spirituosen, Parfüms und Kosmetik reicht. Die Art, wie er es aufbaute
schmiedeten seinen Ruf als ein Business Mastermind, aber auch als
rücksichtsloser Geschäftsmann.
Das ultimative Kronjuwel, das der Milliardär als letztes erbeutet hat,
wurde Ende vergangenen Jahres Teil des Konglomerats: der amerikanische
Juwelier Tiffany, für den seine Gruppe 16,2 Milliarden Dollar auf den Tisch
gelegt hat. Es war die größte Akquisition in der Geschichte von LVMH.
Bernard Arnaults Karriereweg
Bernard Arnault wurde am 5. März 1949 in der Nähe von Roubaix, im Norden
Frankreichs, geboren. Nach seinem Abschluss an der renommierten Ecole
Polytechnique trat er in das väterliche Bauunternehmen ein und überzeugte
diesen, es in einen Immobilienentwickler umzuwandeln.
Nach drei Jahren in den Vereinigten Staaten, wo er eine
Tochtergesellschaft gründete, kehrte er 1984 nach Frankreich zurück, kaufte
das verschuldete Textilunternehmen Boussac und übernahm damit das Geschäft
der Konkurrenz mit dem Versprechen, die Arbeitsplätze zu erhalten.
Dennoch erlegte er dem Unternehmen einen drastischen Sozialplan auf und
behielt nur wenige Sparten bei, darunter das Modehaus Christian Dior.
Dior ist der allererste Kontakt mit der Welt der Mode für den damals
35-jährigen: „Dieser magische Name, in dem wir Gott und Gold wiederfinden,
hat mich schon immer beeindruckt. Als die Lebensumstände mich in die Lage
versetzten, diesen mythischen Namen zu kaufen, sagte ich meinen Teams, dass
wir um diese Marke herum den weltweit führenden Luxuskonzern aufbauen
würden“, vertraute er 1999 dem Figaro Magazine an.
Er tat dies, indem er LVMH erwarb, das aus der 1987 erfolgten Fusion
zwischen dem Kofferhersteller Louis Vuitton und der Wein- und
Spirituosengruppe Moët-Hennessy entstanden war. Die Rivalität zwischen den
beiden Eigentümerfamilien nutzte er gewieft aus und übernahm 1989 nach 17
Gerichtsverfahren die Firma.
Kluge Schachzüge
Kenzo, Guerlain, Fendi, Celine, Chaumet, Sephora, Bulgari… Im Laufe
der Jahre wuchs das Portfolio der Gruppe, das mittlerweile 75 – darunter 25
weltliche Häuser – umfasst, um einige renommierte Marken an.
Bernard Arnaults Misserfolge sind selten, aber bitter: Zum Beispiel als
sein großer Rivale François Pinault, an der Spitze von PPR (Pinault
Printemps Redoute, heute Kering), ihm 1999 das italienische Label Gucci vor
der Nase wegschnappte, an dem er 34% des Kapitals hielt.
Oder wenn er vergeblich versucht, das Traditionshaus Hermès in die Hände
zu bekommen, indem er anonym versucht, Anteile zu kaufen. Diese Aktion
bringt ihm eine von der Autorité des marchés financiers (AMF), der
französischen Marktaufsicht, verhängte Geldbuße von acht Millionen Euro
ein, ermöglicht ihm aber auch einen stattlichen Veräußerungsgewinn von 2,4
Milliarden Euro aus dem Verkauf der von ihm erworbenen Aktien.
„Er hat einen unglaublichen Wettbewerbsgeist, eine bemerkenswerte
Intelligenz und auch einen Mangel an Einfühlungsvermögen, der oft das
Kennzeichen großer Unternehmer ist. Aber er ist kein Howard Hughes, er ist
nicht isoliert und hat sich immer mit den Besten umgeben“, sagte Arnaud
Cadart, Portfoliomanager bei Flornoy & Associés, gegenüber AFP.
Für ihn ist er „wirklich von dem, was er tut, besessen—was seinen Erfolg
erklärt. Er hat seit 40 Jahren nicht klein beigegeben, er will in jedem
Wettkampf der Stärkste sein, und er ist zugleich auch ein hochmoderner
Manager, der die Ingenieurmethoden im Luxusbereich eingeführt hat.“
„Französischer Räuber“, „Husar des Luxus“, „Geschäftswolf“, „diskreter
Schatzjäger“ oder sogar „Engel der Zerstörung“ für den Journalisten Airy
Routier, Autor einer nicht autorisierten Biographie des Milliardärs ist er
all das. Seit Jahren überlegt sich die Presse neue Spitznamen, um seinen
unersättlichen Appetit zu beschreiben und seinen Raubtierkapitalismus zu
kritisieren.
„Terminator“
Sowohl der Konzern als auch der Direktor wurden von den Medien oft als
„Meister der Steueroptimierung“ dargestellt: Aber Gerüchte über eine
Steueranpassung oder eine Regelung mit den französischen Steuerbehörden
wurden nie bestätigt, das Unternehmen gab lediglich an, dass es seine
Steuern in Frankreich zahlt, und zwar 1,25 Milliarden Euro im Jahr 2018.
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„Leute, die ihm freundlich gesinnt sind, nennen ihn Konquistador, seine
Feinde Terminator. Das ist wahrscheinlich der Preis, den man heute als
Manager bezahlt. Es bleibt abzuwarten, ob ein guter Finanzier auch ein
guter Industrieller ist“, schrieb 1989 Patrick Poivre d’Arvor im Magazin
JDD.
Im Juli 2019 wurde Bernard Arnault vom Forbes-Magazin und der Agentur
Bloomberg, die sein Vermögen auf über 100 Milliarden Dollar geschätzt
haben, als zweitreichster Mann der Welt vor Bill Gates und hinter Jeff
Bezos genannt.
Er war zweimal verheiratet und hat fünf Kinder, von denen die meisten
in der Familiengruppe arbeiten. Auch in seiner Freizeit ist er Pianist und
ein großer Liebhaber der Kunst, der er die Louis Vuitton Stiftung gewidmet
hat.(AFP)
Bild: Bernard Arnault / AFP – Francois Guillot