Britische Armee setzt auf Tradition: Die Bärenfellmützen bleiben

Mancher Tourist in London atmet auf, Tierschützer sind empört: Die
weltberühmten Wachsoldaten am Buckingham Palace tragen weiterhin die
traditionellen Bärenfellmützen. Zwar will sich Königin Elizabeth II. nicht mehr in Pelz
hüllen
, doch die britische Armee hält an der Tradition fest. «Es
gibt keine Pläne, die als zeremonielle Kopfbedeckung verwendeten Bärenfelle
zu ersetzen», teilte das Verteidigungsministerium in London auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur mit. Tierrechtsorganisationen wie Peta fordern
seit Jahren, das Tierfell auf den Hüten der Wachen mit Kunstfell zu
ersetzen.

Die 45 Zentimeter hohen Mützen der Soldaten, die bei Touristen als
Fotomotiv beliebt sind, werden seit jeher aus dem Fell von kanadischen
Schwarzbären hergestellt. Die Tiere würden im Rahmen eines Programms
gekeult, mit dem die Population im Griff gehalten werden soll, erklärte das
Ministerium. Die Regierung hat stets betont, dass die Bären nicht wegen der
Hüte gejagt würden.

Einen festen Preis gebe es nicht, betonte das Ministerium. «Bärenfelle
werden bei Bedarf kurzfristig bei Auktionen in Kanada eingekauft, daher
variiert der Preis.» Nach Angaben von Tierschützern kostet jeder Hut
umgerechnet rund 1000 Euro. So teilte das Verteidigungsministerium Anfang
2016 mit, es habe seit 2008 insgesamt 925 Bärenfellmützen gekauft und dafür
rund 880 000 britische Pfund (heute ca. 1 Million Euro) bezahlt. Hinzu
kamen 55 Hüte aus Kaninchenfell im Wert von 25 299 Pfund und 7
Fuchsfellmützen für 5499 Pfund.

Eine künstliche Alternative wurde nach Regierungsangaben wiederholt
getestet, letztlich aber verworfen. Synthetische Pelze seien nicht so gut
wie das Naturprodukt. Demnach war das Material weder lang haltbar noch
ausreichend wetterfest. Ein gut gepflegter Bärenfellhut könne hingegen gut
50 Jahre genutzt werden, insgesamt liegen rund 1900 solcher Mützen in den
Lagern.

Die Entscheidung der Königin kam durchaus überraschend, schließlich
hatte sich Elizabeth in den vergangenen Jahren immer wieder in
verschiedenen Pelzmänteln gezeigt, zu Beginn ihrer Thronzeit sogar in
Leopardhaut. «Falls Ihre Majestät bei besonders kaltem Wetter eine
Veranstaltung besuchen muss, wird seit 2019 falscher Pelz genutzt, um dafür
zu sorgen, dass sie es warm hat», schrieb aber nun ihre Vertraute Angela
Kelly in ihrem neuen Buch «The Other Side of the Coin: The Queen, the
Dresser and the Wardrobe».

Die Königin habe das Skript autorisiert, bestätigte der Buckingham
Palace. Weitere Angaben wollte der Palast aber nicht machen – und sich auch
nicht dazu äußern, ob andere Mitglieder der Königsfamilie nun ebenfalls auf
echten Pelz verzichten. Bärenfellmützen gehören für die Royals zur
Tradition: In der Vergangenheit haben sich bereits Queen-Gemahl Prinz
Philip als auch Sohn und Thronfolger Prinz Charles und der älteste Enkel
Prinz William bei Zeremonien mit der auffälligen Kopfbedeckung gezeigt. Für
die Touristen sind die Mützen ein beliebtes Fotomotiv: Täglich lassen die
Palastwachen zahlreiche Selfies über sich ergehen und wahren dabei ihre
berühmte «stiff upper lip». Bloß nicht lächeln!

Tierschützer hatten «die mitfühlende Entscheidung der Queen» zum
Pelzverzicht bejubelt – und auf einen Sinneswandel gehofft. «Es ist eine
Schande, dass die Soldaten der Queen immer noch Kopfbedeckungen mit
kanadischem Bärenfell tragen», kritisierte Peta und bat die Monarchin, die
Richtlinie zu ändern. Aber die Soldaten – insgesamt fünf Regimente – werden
die echten Fellmützen weiter tragen. Wie bereits seit 250 Jahren: 1768
hatte König George III. angeordnet, die Grenadiermützen müssten aus dem
Fell von Schwarzbären bestehen. (dpa)

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