Berlin – 2020 hat fast apokalyptisch begonnen. Zum einen haben die
australischen Buschfeuer die Luftqualität im Land drastisch verschlechtert,
was zu einer Nachfrage nach Atemmasken geführt hat. Die Proteste in Hong
Kong, bei denen sich die Menschen gegen Gesichtserkennungstechnologie und
Tränengas mit Atemmasken schützen, haben ebenfalls zu einem Anstieg der
Popularität der Masken geführt. Zu guter letzt hat das Wuhan-Coronavirus
bei Google einen Anstieg der Suche nach Atemmasken verursacht, und
Apotheken weltweit verzeichnen eine gestiegene Nachfrage. In der 2019 von
der American Lung Association veröffentlichten „State of the Air“-Analyse
wird geschätzt, dass 133,9 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten
ungesunder Luft ausgesetzt sind. Angesichts der Folgen des Klimawandels und
des Risikos globaler Epidemien, die inzwischen zur Realität geworden sind,
hat sich ein medizinisches Versorgungsunternehmen mit einem Berliner
Modelabel zusammengetan, um chirurgische Masken als den nächsten
Streetwear-Trend neu zu interpretieren.
#Damur x CSD
#Damur, ein Berliner High-End-Streetwearlabel, zeigte seine H/W
20/21-Kollektion auf der Berlin Fashion Week am 16. Januar im bald
schließenden Club Griessmuehle. Für die Laufstegshow arbeitete der Designer
mit CSD, einem 73 Jahre alten Unternehmen für medizinisches Zubehör aus
Taiwan, zusammen, um die chirurgische Maske als modisches Accessoire neu zu
interpretieren. Zwei spezielle Masken wurden als VIP-Tickets verwendet und
von den Models auf dem Laufsteg getragen. Die medizinischen Masken wurden
mit Darstellungen der Brother’s Kiss und der Graffiti-Kultur, für
die Berlin bekannt ist, bedruckt.
Shih-Shun Huang, der Gründer und Designer von #Damur, sagte in einer
E-Mail an FashionUnited: „Wir wollen die erste Modenschau der Welt sein,
die (medizinische) Masken auf den Laufsteg bringt und sie in
Kunstinstallationen und Graffiti verwendet. Die Methode von CSD, das
ursprüngliche Aussehen der chirurgischen Maske zu durchbrechen, ist der von
#Damur sehr ähnlich. Viele unserer Entwürfe sind nicht nur Modeschöpfungen,
sondern möchten auch, einen Dialog in der Gesellschaft in Gang bringen und
die Menschen zum Nachdenken und zur Veränderung bestehender Bedingungen
anzuregen“. Damur ist derzeit Mitglied des Fashion Council Germany und des
Experience-Studios von McKinsey, so dass es nicht verwunderlich ist, dass
auch der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel, bei der
Modenschau anwesend war.
CSDs COO Jonathan Chang fügte hinzu: „#Damur ist nicht nur eine
Bekleidungsmarke, sondern, was noch wichtiger ist, jedes Design versucht,
Stereotypen in der Gesellschaft zu durchbrechen und Schubladendenken neu zu
definieren. Dies ist ein Wert, den CSD bewundert und von dem es profitieren
kann. In Zukunft hoffe ich, mit Damur bei anderen internationalen
Modewochen wie New York und London zusammenzuarbeiten. Die Modewoche ist
ein optimaler Zeitpunkt, um unsere Produkte zu präsentieren, und Berlin als
vielfältige internationale Metropole kann ein guter Einstiegspunkt in den
europäischen Markt sein“.
Medizinische Masken in der westlichen Subkultur und Straßenkleidung
In Asien bereits Teil der alltäglichen Kleidung und sogar ein modisches
Statement, werden chirurgische Masken im Westen immer noch als Neuheit
angesehen; in der westlichen Subkultur und in der Straßenkleidung haben sie
jedoch bereits Einzug gehalten. Amerikanische Rapper wie Ayo und Teo, 2
Chainz und Travis Scott haben seit langem Masken in ihre Bühnenperformances
eingebaut, während Virgil Ablohs Off-White Diagonal Camouflage Maske für 68
US-Dollar im Handel erhältlich ist. Die in Atlanta ansässige Stylistin Zoe
Dupree wurde im Billboard Magazine zitiert: „Dies ist ein neuer Teil der
Kostümierung, und Sie werden sehen, das ist ein Trend, der sich fortsetzen
wird.“
Kürzlich hat K-Pop weltweit seinen Weg in den Mainstream gefunden und
einer ihrer prominentesten Vertreter, die Boyband BTS, trägt oft
Gesichtsmasken als Teil ihrer Freizeitkleidung; von Straßenkleidung
inspirierte medizinische Masken zieren sogar die Konzerthallen in
Amsterdam, wie den Melkweg während der K-Pop-Partys.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung:
Barbara Russ
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von CSD und Damur, mit freundlicher
Genehmigung von Filip Kacalski, Silver Nebula und Martin von den Driesch