Wie wirkt sich die aktuelle Lage um den neuartigen Coronavirus auf die
Modeindustrie aus? FashionUnited sammelt täglich die Nachrichten zu
Covid-19 in einem Überblick.
Modewochen in Paris und Mailand für den Sommer abgesagt
Die Covid-19-Epidemie reisst weiter große Lücken in den traditionellen
Terminkalender der Modebranche. Inzwischen wurden auch die für den Sommer
geplanten Männermodenschauen in Mailand und Paris abgesagt. Auch die
Haute-Couture-Shows in der französischen Hauptstadt fallen in der kommenden
Saison aus. Lesen
sie hier weiter.
Deutsche Textilindustrie fordert zusätzliche schnelle Staatshilfen
Nach Ansicht des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie
e.V. (Textil+Mode) reichen die bisher von der Bundesregierung beschlossenen
Hilfsmaßnahmen nicht aus: „Die vergangenen Tage haben gezeigt: Kredite sind
für uns Rettungsanker, an denen wir ertrinken. Mit langwierigen
Kreditverhandlungen ist unseren Unternehmen nicht geholfen“, erklärte die
Verbandspräsidentin Ingeborg Neumann am Montag in einer Mitteilung.
„Unseren Unternehmen läuft die Zeit davon! Wenn sie keine Umsätze mehr
haben und auf nicht verkaufter Ware sitzen bleiben, aber die Kosten
weiterlaufen, bleibt ihnen nichts anderes als die Insolvenz.“
Konkret fordert die Branchenorganisation unter anderem „eine Milliarde
Sofortmittel zur direkten Auszahlung für Unternehmen, die durch die
Schließung der Läden und dem Stopp der Autoproduktion oder anderer
Industrien (z. B. Luftfahrtindustrie) keinen Absatz mehr haben“, sowie eine
„Senkung der Umsatzsteuer auf Bekleidung und Textilien für 18 Monate auf 7
Prozent“.
Deichmann und Adidas reagieren auf Kontroverse um Ladenmieten
Nach Berichten, denen zufolge einige Einzelhändler angesichts der
aktuellen Ladenschließungen ihre Mietzahlungen aussetzen wollten, hagelte
es Kritik. So hatte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) solche
Bestrebungen als „unanständig und nicht akzeptabel“ bezeichnet. Daraufhin
reagierten nun einige der kritisierten Händler: „Unsere
Unternehmensphilosophie ist darauf ausgerichtet, den Menschen zu dienen.
Dass uns jetzt unterstellt wird, wir würden uns in der Krise bereichern
wollen, das trifft mich sehr hart. Das ist überhaupt nicht der Fall“, sagte
Heinrich Deichmann, der Inhaber der Schuhhandelskette Deichmann, der
Deutschen Presse-Agentur (Dpa). „Wir haben nie gesagt, dass wir keine
Mieten mehr zahlen. Wir haben unsere Vermieter gebeten, unsere Mieten zu
stunden“, so Deichmann weiter.
Auch Kasper Rorsted, der CEO von Adidas, betonte in einem Interview mit
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dass der Sportartikler lediglich
eine Stundung der April-Mieten für bestimmte Standorte anstrebe. Die
Vermieter der Adidas-Stores seien „in der Regel große Immobilienvermarkter
und Versicherungsfonds“, erläuterte Rorsted gegenüber der FAZ. Diese hätten
für die Maßnahme bereits „überwiegend Verständnis gezeigt“. Ausnahmen will
Adidas zudem dort machen, wo die Vermieter Privatpersonen sind: „Sie werden
ihre April-Miete wie gewohnt erhalten. Wir sind uns unserer Verantwortung
durchaus bewusst“, so Rorsted. Dabei handele es sich aber ohnehin nur um
vier Fälle.
Keine Stornierungen: Armedangels lässt Zulieferer nicht hängen
Der nachhaltige Bekleidungsanbieter Armedangels verkündete am Montag
eine beruhigende Botschaft für seine Lieferanten: „Es ist Zeit,
Verantwortung zu übernehmen. Wir können unsere Probleme nicht einfach
abwälzen. Deshalb hat Armedangels sich entschieden, die Aufträge bei seinen
Produktionspartnern nicht zu stornieren“, erklärte CEO Martin Höfeler in
einem Statement. Ziel sei es, „die Existenz der Lieferkette aufrecht zu
erhalten“. Das Unternehmen könne so handeln, weil es anders ausgerichtet
sei als klassische Bekleidungsunternehmen: „Wir entwickeln keine
Kollektionen, die auf aktuellen Trends aufbauen, sondern ein Sortiment, das
sich stetig weiterentwickelt. Unsere besten Produkte verkaufen wir seit
Jahren. Wir setzen darauf, diese Produkte stetig weiter zu entwickeln und
besser zu machen“, betonte Höfeler. „Deshalb können wir unsere Aufträge
weiter produzieren lassen. Denn unsere Produkte sind gut und bleiben
gut. Nicht nur im Sommer 2020, sondern auch im Sommer 2021.“
LVMH erwartet erhebliche Umsatzeinbußen im ersten Quartal
Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise haben das stetige Wachstum des
französischen Luxusgüterkonzerns LVMH abrupt gestoppt. Das wird sich in den
Umsatzzahlen für das erste Quartal 2020 niederschlagen, die das Unternehmen
am 16. April vorlegen will. „Die genaue Summe ist zum jetzigen Zeitpunkt
noch unbekannt, aber es kann vernünftigerweise erwartet werden, dass der
Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn bis zwanzig Prozent
sinken wird“, erklärte der Konzern am Freitag in einer Mitteilung.
Weitere Bekleidungsunternehmen produzieren Schutzausrüstungen
Angesichts der rapiden Ausbreitung der Covid-19-Epidemie mangelt es in
den betroffenen Regionen weiterhin an Atemschutzmasken und Kitteln. An der
Herstellung der dringend benötigten Ausstattung beteiligen sich nun immer
mehr große und kleine Bekleidungsunternehmen. Dazu zählt inzwischen auch
das britische Luxusmodehaus Burberry. Das Unternehmen kündigte am Samstag
an, seine Produktionsstätte in Castleford, in der normalerweise Trenchcoats
gefertigt werden, entsprechend umzustellen. Außerdem will Burberry
insgesamt 100.000 Schutzmasken an das britische Gesundheitssystem liefern
und die Universität Oxford bei der Forschung an einem Impfstoff finanziell
unterstützen.
Auch in Deutschland produzieren inzwischen zahlreiche Textilunternehmen
Schutzmasken und -kleidung. Dazu zählen mittlerweile Großkonzerne wie Gerry
Weber ebenso wie kleine Anbieter. Laut einer Meldung der Deutschen
Presse-Agentur (Dpa) werden etwa im Atelier der Dresdener Modemacherin
Dorothea Michalk nun Mundschutz-Masken hergestellt: Pro Tag fertigten ein
Dutzend Schneiderinnen 600 Stück „für Mitarbeiter in Apotheken oder
Supermärkten, aber auch Rechtsanwaltskanzleien, Bauarbeiter oder
Drogerien“, berichtete die Dpa am Montag.
Österreich verhängt Mundschutz-Pflicht beim Einkaufen
In Österreich müssen die Bürger künftig Schutzmasken tragen, wenn sie
einkaufen gehen. „Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Masken für unsere
Kultur etwas Fremdes sind und eine große Umstellung bedeuten. Aber dieser
Schritt ist notwendig, um die weitere Ausbreitung stärker zu reduzieren“,
erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz auf einer Pressekonferenz am
Montag.
Die Masken würden ab Mittwoch am Eingang von Supermärkten verteilt, so
Kurz. „Ab dem Zeitpunkt der Masken-Aushändigung ist das Tragen der Masken
während des Einkaufs Pflicht“, erklärte er. Das soll aber nur ein Anfang
sein: Die mittelfristige Zielsetzung sei, „die Masken nicht mehr nur im
Supermarkt, sondern auch darüber hinaus zu tragen, überall dort, wo ein
Kontakt zwischen Menschen stattfindet“, betonte Kurz.
Nach Ladenschließungen: Schöffel-Lowa startet Online-Service
Angesichts der angeordneten Ladenschließungen im Rahmen der laufenden
Schutzmaßnahmen gegen die Covid-19-Epidemie geht auch der
Outdoor-Ausstatter Schöffel-Lowa Sportartikel GmbH & Co. KG neue Wege.
Unter dem Motto „Bleib zu Hause, wir kommen zu dir!“ bietet das Unternehmen
nun einen Beratungs- und Versandservice an. Die Kunden können Produkte per
E-Mail bestellen und sich versandkostenfrei liefern lassen. Außerdem bietet
der Einzelhändler eine telefonische Beratung an. „Die Zusammenstellung und
Lieferung der bestellten Produkte übernehmen die jeweiligen
Schöffel-Lowa-Stores in den jeweiligen Regionen“, erläuterte das
Unternehmen.
Levi’s streamt digitales Unterhaltungsprogramm
In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen will das Denim-Label Levi’s für
Ablenkung sorgen. „Täglich um 17:01 Uhr wird Levi’s eine Vielzahl von
Sessions über Social Media veranstalten, darunter Musikaufführungen,
Style-Sessions, Workshops und vieles mehr“, teilte das Unternehmen mit. Mit
der Initiative hofft Levi’s nach eigenen Angaben, „die Menschen dazu
ermutigen zu können, zu Hause zu bleiben und ihnen die Tage zuhause zu
erleichtern“. Außerdem will das Label so die Kreativwirtschaft
unterstützen.