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Euroshop: Das sind die Trends für den Store der Zukunft

Alle drei Jahre trifft sich in Düsseldorf die internationale
Ladenbau-Szene zur EuroShop Messe. Auf einem brechend vollen Messegelände
präsentierten rund 2.300 Aussteller aus 57 Nationen in 16 Messehallen das
ganze Spektrum des stationären und inzwischen immer digitaler
ausgerichteten Ladenbaus.

Digitalisierung: Das Trendthema schlechthin

Wobei wir schon bei dem Trendthema der Messe sind: Digitalisierung.
Der Handel steckt im Umbruch. Noch auf der letzten EuroShop 2017 waren
Roboter eine absolute Neuheit: Beim österreichischen Ladenbauer Umdasch
begrüßte ein niedlicher Roboter die Standbesucher und avancierte zum wohl
meistfotografierten Messeobjekt. Jetzt waren die Roboter überall zu sehen.
Sie sollen den Warenbestand im Auge behalten, nicht nur nach Ladenschluss,
sondern auch während der Geschäftszeiten. Falsche Preise an Produkten und
Warenträgern, falsch einsortierte Produkte, all das sollen Roboter schnell
erkennen und in Echtzeit an das Personal kommunizieren. „Es geht darum,
gleich Handlungsanweisungen auszuspielen, und zwar nur an die Personen, die
gerade in der Nähe sind und die richtigen Qualifikationen dafür haben“,
sagt Alexander Honigmann vom US-amerikanischen IT-Spezialisten Zebra
Technologies Europe. Bedrohlich wirkten die Roboter freilich nie, immer
kleiner als der Mensch, immer irgendwie niedlich und zurückhaltend.

Bloß keine Warteschlangen

Während der Roboter sicher noch eine Weile brauchen wird, bis er den
Einzelhandel erobert, so werden uns neue Bezahlmöglichkeiten wesentlich
früher erreichen. Denn in einem Punkt sind sich die Retailspezialisten
einig: Es gibt nichts Schlimmeres für den Konsumenten als eine
Warteschlange vor der Kasse. In Zeiten des bequemen Onlineshoppings und
zunehmendem Frequenzverlust des stationären Handels, gehört die nervige
Warterei abgeschafft. Einige Anbieter, die vorwiegend im Lebensmittelhandel
tätig sind, statten den Kunden mit kleinen Scannern aus, der damit während
des Einkaufens die Waren einscannt und am Ende auch bezahlt. Andere
Anbieter, wie das deutsche Start-up Snabble, das z.B. mit Ikea
zusammenarbeitet, arbeitet mit Apps auf den Smartphones der Konsumenten.
Wieder andere, wie das Start-up MishiPay, das gerade in Frankreich im
Umfeld von Flughäfen und Bahnhöfen Testreihen mit verschiedenen Händlern
gestartet hat, kommen ohne App aus und arbeiten mit QR-Codes. Das Gute
daran: „Diese Art von Scan & Go ist einfach für den Konsumenten und für den
Händler, denn der muss nicht in eine neue Kassen-Hardware investieren“,
sagt Mustafa Khanwala von MishiPay.

Künstliche Intelligenz berechnet Diebstahlwahrscheinlichkeit

Vor allem in einem Umfeld, wo Zeitdruck eine Rolle spielt, sind
Selfcheckouts sinnvoll. Oder dort, wo man die Erfahrung gemacht hat, dass
der Weg von der Kaufentscheidung zur Kasse besonders kritisch ist. „Aus dem
Kosmetikhandel wissen wir, dass etwa 20 Prozent der Kunden auf dem Weg zur
Kasse entscheiden, dass sie das Produkt doch nicht kaufen wollen“, erklärt
Dr. René Schiller von GK Software. „Einige Händler haben deshalb begonnen,
mit mobilen Kassengeräten gleich am Regal den Kaufprozess abzuschließen.“
Auch „unbemannte“ Store-Lösungen, also ganz ohne Personal, wurden diesmal
von vielen Anbietern präsentiert. Sie spielen vor allem im Convenience
Bereich oder im Sport eine Rolle beispielsweise für Events und Festivals.
Die Frage des Diebstahls wird dabei immer mehr eine Aufgabe für die
Künstliche Intelligenz. „Wir berechnen Wahrscheinlichkeiten, welche
Produkte in welcher Kombination diebstahlgefährdet sind, und danach werden
dann Empfehlungen ausgesprochen, wo eine Prüfung sinnvoll sein könnte“, so
Schiller weiter.

Ohne Emotionalisierung geht es nicht

Der stationäre Handel rüstet digital auf wo immer es geht. Aber ist
das die Lösung für den stationären Handel? Sicher nicht. Digitalisierung
ist wichtig, aber sie kann nicht zum Selbstzweck werden. Stattdessen ist
die künftige Aufgabe des Handels eine ganz andere. Er soll inspirieren,
Erlebnisse schaffen, emotionalisieren und Menschen zusammenbringen. Er wird
zum sogenannten „dritten Ort“. „Bying ist nicht gleich Shopping“, sagt
Nicole Srock Stanley von der Berliner Design Agentur Dan Pearlman. „Wer
shoppt verbringt seine Freizeit mit Einkaufen, d.h. der Handel wird zu
einem Bestandteil der Freizeitindustrie.“ Der stationäre Handel wird sich
in Zukunft immer weniger daran messen lassen können, wieviel dort
eingekauft wird. „Einkaufen muss zum sozialen Erlebnis werden, immer mehr
Menschen fühlen sich einsam – genau deshalb boomt ja die Gastronomie“, sagt
Lisa Beck von der Design Agentur Atelier 522. Die Anforderungen an Läden
werden größer – auch an die Ladenbauer. „Heute kommt keiner mehr zu uns,
weil er ein schönes Regal braucht“, sagt Tim Greenhalgh von der Londoner
Design Agentur Fitch. Was gesucht wird, sind neue Konzepte. „72 Prozent der
Millennials wollen lieber eine neue Erfahrung machen als ein neues Produkt
besitzen“, so Greenhalgh. „Dem Service gehört die Zukunft. In den letzten
Jahren war er nur eine Beilage, jetzt ist er der Hauptgang.“

Flexible Lösungen sind gefragt

Die Erneuerungszyklen im Ladenbau haben sich verlängert, hat der EHI
Laden-Monitor 2020 ergeben. Komplettumbauten im Food- und Nonfood-Handel
erfolgten bei der letzten Erhebung vor drei Jahren im Schnitt alle 8,7
Jahre. Inzwischen sind es alle 9,6 Jahre. Das heißt aber nicht, dass die
Läden sich nicht verändern würden. Im Gegenteil. Das Design veraltet immer
schneller und Updates werden in immer schnelleren Rhythmen nötig. Nur ist
dafür nicht mehr ein Komplettumbau nötig. Viele Ladenbauer haben sich
darauf spezialisiert, Ladenbaukonzepte zu entwickeln, die ohne viel Aufwand
jederzeit verändert werden können. Das gilt für die Lichtgestaltung ebenso
wie für die Ausrichtung der Warenträger und Wandkonzepte.

Fotos: FashionUnited / Regina Henkel

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