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FAEX: Ein Retail-Konzept, das unabhängige Modehändler und Fashionlabels zusammenführen will

Der Berliner Unternehmer Ingo Müller-Dormann hat eine Idee mit der er gleich zwei große Probleme in der Modebranche lösen will. Er hilft Designern im Handel Fuß zu fassen und bringt mit den Labeln gleichzeitig Abwechslung in die Sortimente von inhabergeführten Läden. Das Konzept wird am kommenden Dienstag während der Berlin Fashion Week vorstellt, davor sprach er mit FashionUnited über seine Pläne.

Bevor er sich dem Modegeschäft zuwandte, brachte Ingo Müller-Dormann Punkbands aus Großbritannien und den USA für Auftritte nach Deutschland. Was in der Welt des Rock’n’Roll funktioniert, könnte sich ebenso für Mode eignen, war sein Gedanke. “Designer sind auch Künstler, und mit denen müsste man eigentlich auch auf Tournee gehen”, erzählte der Geschäftsführer der FAEX GmbH in einem Telefongespräch am Mittwoch.

Bild: Ingo Müller-Dormann, ehemals Punk, jetzt Geschäftsführer von drei Unternehmen für Mode, Events und IT | ©Lia Laukant

Mit Designermode auf Tournee

Aber schnell merkte er, dass den unabhängigen Designern, oft die finanziellen Mittel fehlten um mit ihm durch Deutschland zu touren. Stattdessen nahm er ihre Waren mit und verkaufte sie durch Pop-up Stores. Seit dem Start im Oktober 2016 hat Müller-Dormann mehr als 140 Fashion Exchange Pop-ups in über 40 Städte gebracht. Mit mehr als 100 unabhängigen Designern arbeitet er inzwischen zusammen.

Und seine Idee scheint anzukommen: Über 500 Besucher kaufen durchschnittlich zwischen 50 bis 150 Kleidungsstücke pro Tag und die Umsätze wuchsen in den vergangenen drei Jahren – pro ‚Tour‘ durch Deutschland um bis zu 50 Prozent. Den vielfach kolportierten Bildern von modeverdrossenen Deutschen zum Trotz, suggerieren diese Zahlen, dass Nachfrage nach Mode von unabhängigen Designern durchaus besteht. Aber außer in Metropolen wie Berlin oder Hamburg, werde diese laut Müller-Dormann gerade in kleineren Städten noch kaum bedient.

Bild: Mashamaria, ein Slow-Fashion Label aus Amsterdam, das die Fashion Exchange im Portfolio führt. Für die Winter 19/20 Kollektion wurden holländische Vintage-Wolldecken verarbeitet.

Modehändler können Designer im Rotationsprinzip ausprobieren

Jetzt will er mit einigen Boutiquen pro Stadt zusammenarbeiten um das Verlangen nach individueller Mode, teils auch Unikaten, dauerhaft zu bedienen. Die Zielgruppe sind sogenannte ‘Lohas’, Menschen, die Wert auf nachhaltiges Leben und individuelle Kleidung legen. Diese oft auch vermögenderen Kunden, sind zudem bereit, Geld für unabhängige Labels auszugeben. Ein Kleid kostet im Durchschnitt zwischen 200 bis 300 Euro, und ein Mantel auch mal 800, damit bewegt sich das Konzept nicht im High-End, aber im eher mittelpreisigen Bereich, erzählt Müller-Dormann. Durch die wiederholten Pop-ups, hat die Fashion Exchange auch gelernt, welche Label sich in welchen Städten gut verkaufen.

Aber das Geschäft mit kleineren Designerlabels und gerade deren geringere Stückzahlen machen es oft schwierig mit dem konventionellen Modehandel zu kooperieren. In diesem Zusammenhang räumt Ingo Müller-Dormann ein, dass der im klassischen Modehandel angesetzte Faktor von 2,7 oder 3 bei den Erträgen schwer zu erreichen sein wird. Aber sein Retailkonzept punktet nicht mit schnellen Gewinnen, sondern damit, dass die Kooperation mit den unabhängigen Designerlabels langfristig auch dem Image und der Vermarktung der Händler hilft. Wie das funktionieren könnte, zeigt die voraussichtlich im Mai stattfindende FAEX-Week in Heilbronn.

Bild: Fashion Exchange Pop-up in Heilbronn

Im Laufe einer Woche werden um die 25 Designer in verschiedenen Boutiquen der Stadt präsentiert. Auch Fashionshows soll es geben, um das Ganze zu einem Ereignis auszuweiten, das Menschen aus dem Umland in die Läden zieht. In Heilbronn arbeitet Müller-Dormann bereits mit dem Modehaus Palm für die erste Modewoche zusammen.

Seit Mitte vergangenen Jahres hat Müller-Dormann auf seinen Städtetouren begonnen, örtliche Händler zu VIP-Abenden während seiner Pop-up Events einzuladen, um für seine Pläne zu werben. Bis zum Sommer rechnet er damit, dass er mit den ersten zusammenarbeitet. Nicht nur Händler, aber auch Städte äußern ihm zufolge zunehmendes Interesse. Die Pop-ups und die FAEX-Week bringen mit der Mode von Designern kulturelles Leben in das Stadtzentrum.

“Jetzt merken wir, dass wir eine Dynamik haben. Es rufen uns auch Städte an, die mit uns zusammenarbeiten wollen, weil es attraktiv für die Innenstädte ist”, sagte er.

Bild: Blaucraut, ein Berliner Label, das die Fashion Exchange im Portfolio führt.

Neben FAEX ist Müller-Dormann auch Geschäftsführer der Bremer Eventagentur Gip Marketing & Events, sowie der Gip Software Development GmbH. Letztere entwickelt auch eine Software, die dabei helfen soll eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Händlern und Modelabels auch logistisch zu erleichtern. Denn bei vorübergehenden Events in den Läden soll es nicht bleiben, irgendwann sollen Händler auch die Kleidung der Designer ordern und in ihren Läden verkaufen. Davor können sie in einem Rotationsverfahren testen, welche Labels gut ankommen, alle vier Wochen wird gewechselt.

Bisher machen 20 Labels bei dem neuen Einzelhandelskonzept mit, wie viele Modehändler konkret mitmachen werden, muss sich noch zeigen. Nach den ersten Reaktionen ist Ingo Müller Dormann zuversichtlich: “Das ist ein ziemlich gutes Konzept, eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.”

Ab 18 Uhr am Dienstag, dem 14. Januar, stellt Ingo Müller Dormann sein Konzept während einer Gesprächsrunde in Berlin vor. Adresse: Heckmann-Höfe, Werkhaus, Oranienburger Str. 32, 10117 Berlin. Hier können Händler auch in einem Showroom zwischen dem 14.-18. Januar Kollektionen von Designern sichten und ordern.

Bild: Faex Pop-Up Braunschweig

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