Unmittelbar vor dem G7-Gipfel in Biarritz, der heute zu Ende geht,
enthüllte François-Henri Pinault, Geschäftsführer des
Luxusmodekonzerns Kering, am Freitag den Fashion Pact, eine Koalition von
32 Modehäusern zum Schutz des Klimas, der Biodiversität und der Weltmeere,
die den Staats- und Regierungschefs Großbritanniens, der USA, Kanadas,
Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Japans vorgestellt wurde. Sie
beabsichtigt, auf der Arbeit bestehender Organisationen wie der Ellen
MacArthur Foundation, den Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
(UNFCCC) und Fashion For Good aufzubauen.
„Die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind komplex. Sie
kennen keine Grenzen. Nur Koalitionen können sie überwinden, die
Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaften zusammenbringen. Bei
diesem Fashion Pact geht es darum zu sagen: Wir haben die Umweltprobleme
des 21. Jahrhunderts erkannt, und wir übernehmen unsere Verantwortung durch
gemeinsames Handeln und gemeinsame Ziele“, erklärte Pinault am Donnerstag
in einer E-Mail an die New York Times.
Marken und Einzelhändler im Bereich Luxus, Mode, Sport und Lifestyle
unterstützen Fashion Pact
Die Koalition besteht aus 32 Luxus-, Mode-, Sport- und Lifestyle-Marken
sowie Zulieferern und Einzelhändlern, darunter Adidas, Burberry, Chanel,
Galeries Lafayette, H&M, Inditex, Nike, Puma und Stella McCartney. Sie
wurde vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron angeregt, der Pinault
aufforderte, „die führenden Akteure in den Bereichen Mode und Textil
zusammenzubringen, um konkrete Ziele für die Verringerung der
Umweltauswirkungen ihrer Branche festzulegen“, so Kering in
einer Erklärung vom Freitag.
In dem unverbindlichen Abkommen werden verschiedene Ziele in den drei
Bereichen Klima, Biodiversität und Ozeane und drei Aktionsebenen
beschrieben, nämlich globale Verpflichtungen, konkrete gemeinsame
Initiativen und Beschleuniger. Letztere definiert der Fashion Pact als
„Maßnahmen,
die über Verpflichtungen hinausgehen und das notwendige Umfeld zur
Erreichung der Ziele schaffen. Dies können auch Bereiche für die
Zusammenarbeit innerhalb der Bekleidungsindustrie sowie
branchenübergreifend sein, die Führungs- und Innovationskraft innerhalb der
Modebranche zeigen“.
Erneuerbare Energien und Klimaneutralität sind die Ziele des Fashion
Pacts
Zu den Zielen gehört die betriebsweite Umstellung auf 100 Prozent
erneuerbare Energien mit dem Gesamtziel, diese „in allen wichtigen
Herstellungsprozessen entlang der gesamten Lieferkette bis 2030 einzusetzen“
und die Branche bis 2050 klimaneutral zu machen. Der Fashion Pact zielt
auch darauf ab, wissenschaftlich fundierte Ziele für die Wiederherstellung
natürlicher Ökosysteme und den Schutz der Tierwelt festzulegen, indem auf
regenerative und tierfreundliche Ansätze in der Land-, Bergbau- und
Forstwirtschaft zurückgegriffen wird.
Darüber hinaus geht der Fashion Pact auf die Verschmutzung der Weltmeere
ein, indem er sich verpflichtet, bis 2030 Einweg-Kunststoffe für B2B- und
B2C-Verpackungen auslaufen zu lassen und so die negativen Auswirkungen der
Modebranche auf die Weltmeere zu verringern. Er zielt auch darauf ab, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft durch die
Verwendung recycelter Textilien zu fördern. Zudem will er die soziale
Integration und faire Löhne und Arbeitsbedingungen in der gesamten
Lieferkette angehen, indem er sich auf die „Stärkung von Kleinproduzenten
und Frauen in Ländern mit niedrigem Einkommen“ konzentriert.
„Da wir in gemeinsamen, globalen Lieferketten auf der ganzen Welt
arbeiten, glaubt Puma fest daran, dass die Industrie gemeinsame Antworten
finden muss, um unserer Umweltbelastung entgegenzuwirken. Wir glauben fest
an diese Initiative und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit unseren
Partnern, um die im Fashion Pact genannten Ziele gemeinsam zu erreichen“,
kommentierte Puma-CEO Bjørn Gulden in einer Pressemitteilung vom Freitag.
„Wir wissen, dass ein Unternehmen die Umweltprobleme unseres Planeten
nicht allein lösen kann, und wir glauben an die Kraft der Zusammenarbeit,
um echte Veränderungen voranzutreiben. Die Ziele des Fashion Pacts stehen
in engem Zusammenhang mit unserer eigenen Arbeit in diesem Bereich in den
letzten zehn Jahren, und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den
anderen Unterzeichnern, um zur Verwandlung unserer Branche beizutragen,
unsere Gemeinden zu unterstützen und die Umwelt zu schützen“, sagte
Burberry-CEO Marco Gobbetti in einer Erklärung.
Nächstes Treffen des Fashion Pacts im Oktober
Nach dem Treffen am Freitag und der Vorstellung des Fashion Pacts auf
dem G7-Gipfel versprach Marie-Claire Daveu, Chief Sustainability Officer
von Kering, eine Folgetagung im Oktober, um weitergehende Verpflichtungen
zu bestätigen. Sie erklärte auch die Tatsache, dass es keine Strafmaßnahmen
für Unterzeichner geben wird, die ihre Ziele nicht erreichen. „Es geht hier
nicht um Regulierung. Wir können Unternehmen nicht direkt bestrafen. Aber
durch die Verpflichtung zu verbesserter und kollektiver Transparenz gibt es
einen Anreiz für diejenigen in diesem Pakt, an den Zielen festzuhalten und
nicht zurückzufallen“, so Daveu.
Derzeit besteht der Fashion Pact aus den folgenden 32 Unternehmen:
Adidas, Bestseller, Burberry, Capri Holdings Limited, Carrefour, Chanel,
Ermenegildo Zegna, Everybody & Everyone, Fashion3, Fung Group, Galeries
Lafayette, Gap Inc., Giorgio Armani, H&M Group, Hermes, Inditex, Karl
Lagerfeld, Kering, La Redoute, Matchesfashion.com, Moncler, Nike,
Nordstrom, Prada Group, Puma, PVH Corp., Ralph Lauren, Ruyi, Salvatore
Ferragamo, Selfridges Group, Stella McCartney und Tapestry.
Foto: Kering