Das plötzliche Verschwinden des
Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub im April vergangenen Jahres hat das
Familienunternehmen nicht aus der Bahn geworfen. Das Handelsimperium
aus Mülheim an der Ruhr steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz
um 4,7 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, wie der neue Konzernchef und
alleinige geschäftsführende Gesellschafter Christian Haub am
Donnerstag mitteilte. Zu dem Unternehmen gehören neben der
Baumarktkette Obi und dem Textil-Discounter Kik auch zahlreiche
Beteiligungen an Start-up-Unternehmen.
Karl-Erivan Haub war am 7. April 2018 von einer Skitour in den
Walliser Alpen nicht zurückgekommen. Trotz einer großangelegten
Suchaktion fehlt bis heute jede Spur von dem Unternehmer. Kurz darauf
hatte sein Bruder Christian Haub das Ruder im Familienunternehmen
übernommen. Die einschneidenden Veränderungen des Jahres 2018 seien
„ohne negative Auswirkungen auf Umsatz und Geschäftstätigkeit“
geblieben, betonte er im Geschäftsbericht.
Die Baumarktkette Obi habe 2018 ihre Marktführerschaft in der
Do-it-Yourself-Branche in Zentraleuropa weiter ausgebaut und den
Umsatz in den mittlerweile 668 Filialen in 12 Ländern und dem
Online-Shop um 5,5 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gesteigert.
Auch beim Textildiscounter Kik liefen die Geschäft trotz des
ungewöhnlich heißen und langen Sommers des vergangenen Jahres, der
vielen Modehändlern zu schaffen gemacht hatte, nicht schlecht.
Insgesamt steigerte der mittlerweile mit rund 3700 Filialen in elf
Ländern vertretene Billiganbieter seinen Nettoumsatz um 2,5 Prozent
auf gut 2 Milliarden Euro, wie Kik mitteilte.
Die Wachstumsimpulse kamen allerdings ausschließlich aus dem
Auslandsgeschäft. Vor allem in Polen, Tschechien, Ungarn und der
Slowakei legte der Kleidungs-Discounter deutlich zu. In Deutschland
musste dagegen auch Kik dem „Supersommer“ 2018 Tribut zollen und
leichte Einbußen beim Absatz hinnehmen. Denn viele Waren blieben in
den Regalen liegen oder konnten nur preisreduziert verkauft werden.
„Das letzte Geschäftsjahr war angesichts der wetterbedingten
Herausforderungen und der Konkurrenz aus dem Onlinehandel nicht
leicht“, sagte Kik-Chef Patrick Zahn. Außerdem spüre das Unternehmen
einen verstärkten Wettbewerbsdruck durch das Vordringen vieler
Lebensmitteldiscounter in das Textilsegment. Umso mehr freue ihn das
Umsatzwachstum, sagte Zahn.
Der ebenfalls zum Tengelmann-Imperium gehörende Online-Shop
babymarkt.de steigerte seinen Umsatz 2018 um 7,5 Prozent auf mehr als
144 Millionen Euro. „Für Kinder geben Eltern immer mehr Geld aus, und
der E-Commerce-Anteil in diesem Segment steigt überproportional“,
teilte das Unternehmen mit.
Trotz aller Erfolge: Die Aussichten für das laufende Jahr
beurteilte Tengelmann-Chef Cristian Haub angesichts der erwarteten
wirtschaftlichen Eintrübung eher verhalten. Er erwarte, dass sich die
in den letzten Jahren gezeigte Dynamik im Konsumverhalten abschwächen
werde, sagte Haub. Zum Gewinn macht das Familienunternehmen
traditionell keine Angaben.(dpa)