Es ist schwer vorstellbar, dass vor zwanzig Jahren die Anfänge des
E-Commerce im Luxusbereich begannen. Vor der Einführung von Net-a-Porter im
Jahr 2000 gab es nur stationäre Läden, Multimarken-Einzelhändler,
Kaufhäuser und von Marken betriebene Webseiten. Es gab keine
Adressen im Internet, die einen außergewöhnlich kuratierten Mix aus
hochwertiger Mode verkauften, bis Net-a-Porter die Luxuslandschaft für
immer veränderte.
Natalie Massenet, eine ehemaligen Redakteurin des Magazins
Tatler aus dem Verlag Condé Nast, gründete die Plattform in London. Sie begann bereits 1999 damit,
Luxusmarken zu umwerben, um ihre Kollektionen online zu verkaufen, was von
vielen zunächst abgelehnt wurde.
Zu Beginn des Jahrhunderts waren die Vorstandsvorsitzenden der großen
Luxushäuser besorgt, dass Online-Verkäufe ihrem Gütesiegel schaden könnten,
indem sie ihre begehrten Produkte auf einem Marktplatz der breiten
Masse zugänglich machten. Es dauerte nicht lange, bis sie überzeugt waren.
Natürlich war es Massenets fachkundiges Auge, das die besten Laufsteg-Looks
und Must-Have-Artikel in einer Art und Weise herausfiltern konnte, wie es
eine Ladenfläche nicht könnte. Das Erhalten und Öffnen einer Bestellung bei Net-a-Porter glich
dem Öffnen eines Geschenks.
Massenet verstand die entscheidende Bedeutung luxuriöser Verpackungen ‒
inspiriert von Chanel und einem Concierge-Ansatz für den Service, setzten
Net-a-Porters schmucke, schwarz-weiße Schachteln, eingehüllt in großzügige
Schleifen und einem Meer von Seidenpapier, einen neuen Standard für
Online-Händler. Dies geschah, bevor YNAP, wie das Unternehmen heute genannt
wird, von Richemont übernommen wurde, mit dem Discounter Yoox fusionierte
und zu dem Giganten wurde, der es heute ist.
Technologie ‒ geschmackvoll umgesetzt
Damals war der Online-Verkauf von Luxusgütern revolutionär, aber auch
riskant. Massenet beaufsichtigte die Gestaltung der Website, die eine
Erweiterung des guten Geschmacks war, die die dahinter stehende Technik
verdeckte. Die Produkte wurden auf Models statt auf Packshots fotografiert,
und die Inhalte auf Webseite ähnelten eher einem Modemagazin als bloßen
Produktbeschreibungen.
Seit der Gründung von Net-a-Porter ist der Marktplatz voller
Luxusakteure. Es gibt FarFetch, MyTheresa, MatchesFashion und Browns, um
nur einige zu nennen. Die Online-Verkäufe wuchsen 2019 zweistellig und
werden laut der Unternehmensberatung Bain bis 2025 30 Prozent des Luxusgütermarktes ausmachen.
Massenet schied aus dem Unternehmen aus, als Richemont das Unternehmen ohne ihre formelle Zustimmung fusionierte und es für 950 Millionen britische Pfund an Yoox verkaufte. Sie hatte in der Tat versucht, das Unternehmen zurückzukaufen, wobei sie das Unternehmen doppelt so hoch bewertete, als zu dem Zeitpunkt an dem es verkauft wurde. Richemont lehnte den Rückkauf ab und führte die Fusion fort und setzte Yoox-CEO Federico Marchetti als Geschäftsführer des Unternehmens ein. Das Unternehmen wurde schließlich mit 1,45 Milliarden Britiischen Pfund bewertet, was Massenet 200 Millionen US-Dollar einbrachte, doch trotz ihres tapferen Gesichts verließ sie das Unternehmen im darauf folgenden Jahr.
Zum zwanzigsten Jahrestag des Unternehmens sagte
Net-a-Porter-Präsidentin Alison Loehnis in einer Erklärung. „Wir sind sehr
stolz und zufrieden, einer Gemeinschaft unglaublicher Frauen aus der ganzen
Welt zu dienen. Aufregung, Freude und die allerbeste Mode der Welt an deine
Türen zu bringen, das ist es, was uns antreibt und inspiriert. Es ist diese
Beziehung, die zählt. Ihr seid diejenigen, die wir im Kopf haben und die
wir beeindrucken wollen: Das ist der Grund, warum wir zur Arbeit kommen und
was uns dazu bringt, die Erwartungen immer wieder übertreffen zu
wollen“.
Dieser übersetzte Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht.
Fotos: Net-a-Porter