Der Bekleidungskonzern Gerry Weber International AG hat am Dienstag eine
neues Maßnahmenpaket vorgestellt, mit dem er die wirtschaftlichen Folgen
der Covid-19-Pandemie bewältigen will. „Wir haben sehr frühzeitig in den
vergangenen Wochen ein umfangreiches Zukunftskonzept erarbeitet, das von
allen Beteiligten schmerzhafte Beiträge zur Bewältigung dieser nie
dagewesenen Krise abverlangt“, erläuterte Chief Restructuring Officer (CRO)
Florian Frank in einer Mitteilung.
Das Unternehmen bezifferte den „unwiederbringlichen Umsatzausfall“
aufgrund der temporären Ladenschließungen in den vergangenen Wochen auf
„deutlich mehr als 100 Millionen Euro“. Gerry Weber hatte erst zu Beginn
des Jahres ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgeschlossen und
bemüht sich derzeit weiter um eine „erfolgreiche Restrukturierung“.
Einen Bestandteil des nun vorgelegten Konzepts bilden zusätzliche
Sparmaßnahmen. So kündigte das Unternehmen den Abbau von 200 weiteren
Arbeitsplätzen an. „Im Kontext aller Maßnahmen, die wir aktuell ergreifen,
um Gerry Weber zu retten, ist die erneute Reduzierung der Belegschaft die
mit Abstand bitterste, und es fällt uns unglaublich schwer, diesen Schritt
zu gehen“, erklärte CEO Alexander Gedat. „Leider ist der Schritt
unabdingbar, wenn wir die verbleibenden Arbeitsplätze erhalten wollen.“ Zudem
seien „mit Geschäftspartnern und Lieferanten Verträge neuverhandelt worden,
mit dem Ziel, die Liquidität des Unternehmens zu sichern“, teilte der
Bekleidungsanbieter mit.
Insolvenzgläubiger sollen Forderungen stunden
Um den finanziellen Spielraum zu erhöhen, hätten sich die Eigentümer des
Unternehmens bereits bereiterklärt, „erhebliche Beiträge zu leisten“,
erklärte der Konzern. Nun hofft er auch auf die Unterstützung der
Gläubiger: Die Gesellschaft habe „von dem Großteil ihrer ehemaligen
Insolvenzgläubiger ebenfalls einen Beitrag in Form einer vorübergehenden
Teilstundung erbeten“, erklärte Gerry Weber. „Im Kern sollen diese
Gläubiger 35 Prozent ihrer Forderungen bis zum 31. Dezember 2023 stunden,
die ihnen dann nachgezahlt werden sollen“, heißt es in der Mitteilung.
Vorstandschef Gedat betonte, der Bekleidungsanbieter habe „einen Markt
und damit die Chance verdient, diesen zu bedienen“. Hoffnung verleiht ihm
dabei die ermutigende Nachfrage seit der Wiedereröffnung der Geschäfte in
den vergangenen Tagen: „Die Umsätze ziehen sukzessive an und der Umsatz pro
Kundin liegt sogar höher als vor der Corona-Krise. Zwar haben wir noch
nicht das Umsatzniveau vor der Krise erreicht, aber im Januar und Februar
lagen wir deutlich über Plan“, so Gedat.
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Foto: Gerry Weber