Der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group konnte am
Mittwoch im Rahmen einer virtuellen Bilanzpressekonferenz auf ein
„erfolgreiches Geschäftsjahr“ zurückblicken. Schließlich waren die
Resultate für 2019/20 besser ausgefallen, als das Unternehmen erwartet
hatte. Auch für das laufende Jahr rechnet die Geschäftsführung mit einem
Umsatzplus. Die Auswirkungen der Corona-Krise werden aber voraussichtlich
den Gewinn sinken lassen.
Im Ende Februar abgeschlossenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Otto
Group einen Umsatz in Höhe von insgesamt 14,3 Milliarden Euro. Das
entsprach einer Steigerung um 4,8 Prozent gegenüber 2018/19.
Überdurchschnittlich zulegen konnte das Online-Geschäft, dessen Erlöse um
6,2 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro wuchsen. „Mit hohen Investitionen in
die digitale Transformation und dank der konsequenten Umsetzung unserer
fokussierten Wachstumsstrategie sind wir auf unserem Wachstumspfad sehr gut
vorangekommen“, betonte Vorstandschef Alexander Birken.
Auch beim Ergebnis machte der Konzern kräftige Fortschritte, weil alle
Segmente höhere Gewinnbeiträge beisteuerten: So fiel das Ergebnis vor
Zinsen und Steuern (EBIT) mit 432 Millionen Euro fast doppelt so hoch aus
wie im Vorjahr (+94,6 Prozent). Der Jahresüberschuss wuchs immerhin um 20,9
Prozent auf 214 Millionen Euro.
Trotz Corona: Vorstandschef Birken blickt „respektvoll optimistisch“ in
die Zukunft
Angesichts der jüngsten Zahlen und der strategischen Entwicklung des
Konzerns gibt sich Birken zuversichtlich, dass die Otto Group auch die
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bewältigen kann: „Mit diesem
finanziellen Rückenwind, der digitalen strategischen Ausrichtung und
unserer sehr gut entwickelten technischen Infrastruktur sowie unserer
Unternehmenskultur sind wir respektvoll optimistisch, die durch die
Corona-Pandemie verursachten wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu
meistern und mittelfristig sogar gestärkt aus der Krise hervorzugehen“,
erklärte er.
Bislang zeigte sich der Konzern jedenfalls weitgehend krisenfest: „In
nahezu allen 30 Ländern, in denen die Otto Group tätig ist und die vom
weltweiten Lockdown betroffen sind, konnte die Leistungsfähigkeit der
gesamten Wertschöpfungskette trotz hoher Anforderungen an den
Gesundheitsschutz annähernd aufrechterhalten werden“, betonte das
Unternehmen.
Das zeigte sich auch in der Geschäftsentwicklung: In den Monaten März
und April lag der Umsatz nach Angaben des Konzerns insgesamt auf
Vorjahresniveau. Allerdings ergaben sich zuletzt aufgrund veränderter
Konsumvorlieben erhebliche Nachfrageverschiebungen innerhalb des
Sortiments. Negativ betroffen war demnach vor allem das Textilsegment, auf
Konzernebene konnten dort erlittene Umsatzeinbußen aber durch Zuwächse in
anderen Geschäftsfeldern ausgeglichen werden.
Angesichts der gegenwärtigen Unwägbarkeiten und des rapiden Wandels im
Kaufverhalten werde der Konzern „supervorsichtig“ in die kommenden Monate
gehen, erklärte Birken während der Pressekonferenz. Insgesamt rechnet der
Konzern aber trotz der derzeit äußerst verhaltenen Konsumstimmung in
Deutschland damit, seinen Umsatz im laufenden Jahr erneut steigern zu
können. Der Gewinn wird allerdings voraussichtlich zurückgehenden: Neben
„erhöhten Aufwänden für die Gesundheit der Mitarbeiter*innen“ erwartet
Vorstandschef Birken einen „generell steigenden Preiswettbewerb“ aufgrund
der schwachen Kauflaune.
Weiterlesen:
Foto: Otto Group