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Puma im Fokus: Kommt der Sportartikelhersteller mit blauem Auge davon?

Der Sportartikelhersteller
Puma muss wegen der Corona-Krise in diesem Jahr einen
gewaltigen Dämpfer hinnehmen. Das rasante Wachstum des vergangenen
Jahres ist dabei komplett zum Stillstand gekommen. Marktexperten
hoffen, dass es nur eine kurze Delle ist. Was beim Konzern los ist,
was Analysten sagen und was der Aktienkurs macht.

Die Lage

Noch Mitte Februar war Konzernchef Björn Gulden optimistisch: Der
ehemalige norwegische Fußballprofi kündigte einen Umsatz- und
Gewinnsprung für 2020 an. Zu dem Zeitpunkt zeigten sich die
wirtschaftlichen Auswirkungen des neuartigen Coronavirus nur in
China. Und auch wenn dies ein wichtiger Markt für Puma ist, so zeigte
sich Gulden damals noch zuversichtlich, die Einbußen dort ausgleichen
zu können. Und so erwartete Puma die Fortsetzung zweistelliger
Wachstumsraten.

Nicht einmal einen Monat später war die Zuversicht dahin: Das
Coronavirus war erst nach Europa übergesprungen und breitete sich
dann global aus. Regierungen verfügten die Schließung von Läden, der
Handel und das öffentliche Leben stand von einem auf den anderen Tag
vielerorts still. Zwar ist Puma auch im E-Commerce aktiv, der
Internethandel macht jedoch jüngsten Aussagen zufolge weniger als 10
Prozent des Geschäftes aus.

Puma musste seine Hoffnungen begraben und kassierte seine
Prognose – später folgte Konkurrent Adidas. Und Gulden ging noch
weiter: um die Finanzen zu schonen, setzte er die Dividende für die
Aktionäre aus. Zudem verzichtete der Vorstand zunächst im April zu
100 Prozent auf seine Gehälter, die Gehälter des obersten
Führungskreises wurden um 25 Prozent gekürzt.

Puma werde auch „zusätzliche Finanzierung“ benötigen – sprich
frische Kredite, kündigte das Unternehmen Anfang April an. Die
liquiden Mittel reichten angesichts der weggebrochenen Einnahmen nur
wenige Wochen zur Deckung der Kosten, hieß es. Dazu arbeitete Puma
mit seinem Bankenkonsortium auch an dem Erhalt eines Kredits der
staatseigenen Förderbank KfW.

Auch Adidas hat drastische Einsparungen angekündigt, darunter
ebenfalls Gehaltsverzicht von Führungskräften, Kurzarbeit und auch
die Finanzierung über neue Kredite. Im ersten Quartal verbuchte der
Herzogenauracher Lokalrivale einen Umsatz und Gewinneinbruch. Der
Umsatz sank um fast 20 Prozent, der Gewinn im fortgeführten Geschäft
sackte um 97 Prozent auf lediglich 20 Millionen Euro ab. Das zweite
Quartal dürfte dabei im Vergleich zu den ersten drei Monates des
Jahres noch schwächer ausfallen.

An diesem Donnerstag wird dann Puma seine Zahlen für das erste
Quartal vorstellen, an dem Tag findet auch die – ausschließlich
digitale – Hauptversammlung des Unternehmens statt.

Was Analysten sagen

Analysten erwarten ein schwaches erstes Quartal, gehen aber davon
aus, dass Puma noch einmal mit einem blauen Auge davonkommt und nicht
so schlecht abschneiden wird wie Adidas. Unter den von ihm
beobachteten Sportartikel-Unternehmen dürfte Puma am wenigsten Umsatz
eingebüßt haben, schrieb etwa HSBC-Analyst Erwan Rambourg in einer am
Freitag vorliegenden Studie.

Er rechnet trotz der Corona-Krise mit einem Erlösrückgang von
lediglich 4 Prozent. Auch Piral Dadhania vom Analysehaus RBC bleibt
positiv gestimmt, sein erwartetes Umsatzminus liegt mit 5 Prozent in
einer ähnlichen Größenordnung. Auch Jörg Frey von Warbug Research ist
der Ansicht, dass das erste Quartal bei Puma besser ausfallen dürfte
als befürchtet. Die starke Erholung der Luxusgüternachfrage im April
gebe Zuversicht für die weitere Entwicklung.

Die Credit-Suisse-Experten sind etwas vorsichtiger. Zwar bleibe
die Attraktivität der Marke stark, doch dürften angesichts der Krise
beim Sportartikelhersteller volle Lager das laufende Jahr dominieren,
schrieb Analystin Szilvia Bor jüngst in einer Studie. Die Expertin
senkte ihre Gewinnprognosen (EPS) für 2020 um 34 Prozent.

Das Analysehaus Pareto Securities bleibt ebenfalls zurückhaltend.
Die Corona-Krise sollte sich gravierender auf Puma auswirken als
zunächst gedacht, so Analyst Mark Josefson. Der Experte rechnet mit
einem schwachen ersten Quartal und einem noch stärkerem Rückschlag im
zweiten. Puma sollte sich aber zu Jahresbeginn besser gehalten haben
als die Wettbewerber.

Das operative Ergebnis (Ebit) des Sportartikelherstellers dürfte
um rund 27 Prozent gesunken sein, schrieb Analystin Jaina Mistry von
der Deutschen Bank. Jefferies-Analyst James Grzinic hofft auf eine
Erholung im Jahr 2021. Sein anhaltend positives Votum für Puma
begründete er unter anderem mit der aktuell überdurchschnittlichen
Attraktivität der Marke, wodurch das Umsatzwachstum schnell wieder
anspringe.

Was die Aktie macht

Die Erfolgsgeschichte von Puma ist nicht nur operativ zum
Stillstand gekommen, sondern auch am Aktienmarkt. Die Aktie gehörte
zu den Börsen-Lieblingen, der Kurs kannte die vergangenen Jahre nur
einen Weg: nach oben. Ende Februar, als die Krise bereits sichtbar
war, hatte der Titel mit 84,30 Euro noch ein Rekordhoch markiert. Der
Absturz kurz danach erfolgte umso heftiger. Der Kurs wurde in den
knapp vier Wochen danach fast halbiert. Sein Tief erreichte er dabei
bei rund 40 Euro.

Seitdem erholt sich die Aktie wieder – unterbrochen von einigen
Rückschlägen stieg das Papier zuletzt wieder auf rund 54 Euro, was
jedoch von dem alten Rekord noch weit entfernt ist. Mit einem Verlust
von mehr als 30 Prozent gab die Puma-Aktie im Corona-Crash mehr nach
als der MDax, in den die Aktie wegen des Höhenflugs
der vergangenen Jahre im Sommer 2018 zurückkehrte.

Puma nimmt damit einen ähnlichen Weg wie zuletzt die im Dax
notierten Adidas-Aktien. Beim Erzrivalen brach der
Kurs ebenfalls drastisch ein, um sich zumindest wieder etwas zu
erholen. Aber auch die Adidas-Aktien gaben in der Krise bisher mehr
nach als der Gesamtmarkt.

Die Marktkapitalisierung von Puma liegt derzeit bei etwas mehr
als acht Milliarden Euro. Damit bleibt die Marke mit der Raubkatze
weiter deutlich hinter dem Rivalen mit den drei Streifen zurück:
Adidas kommt trotz aller Blessuren derzeit immer noch auf eine
Marktkapitalisierung von knapp 40 Milliarden Euro. (dpa)

Foto: Robert Ashcroft/Puma

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