Der schweizerische Bekleidungshändler Tally Weijl hat seine Finanzierung
mithilfe einer Kapitalerhöhung und frischer Kredite vorerst gesichert.
Trotzdem sind tiefgreifende Einschnitte nötig: Rund ein Viertel der derzeit
mehr als 800 Filialen würden geschlossen, teilte das in Basel beheimatete
Unternehmen am Montag mit.
Nach Angaben der Handelskette sind „zwischen fünf und zehn“ der 81 Läden
in der Schweiz von den Schließungsplänen betroffen. Zudem werde sich das
Unternehmen komplett aus Bulgarien zurückziehen und die Standorte in
Serbien und Kroatien an einen Franchisenehmer abtreten.
Die Verkleinerung der stationären Präsenz erfolgt nach den Worten von
CEO Beat Grüring im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung, mit der sich
der Filialist an die veränderte Lage im Einzelhandel anpassen will: „Unser
Ziel ist es, das Einkaufserlebnis in unseren Stores nahtlos mit dem
online-Angebot zu verbinden“, erklärte der Mitgründer des Unternehmens in
einer Mitteilung. „Deshalb werden wir nur jene Geschäfte weiterführen, die
im Rahmen unserer Omnichannel-Strategie Sinn machen und wo wir uns mit den
Eigentümern der Liegenschaften auf faire Mietkonditionen einigen
können.“
Tally Weijl erhält sogenannte Covid-19-Kredite im Volumen von knapp 25
Millionen Schweizer Franken
Das nötige Geld für den Transformationsprozess konnte sich Tally Weijl
inzwischen sichern. So verkündete der Einzelhändler am Montag den Abschluss
zweier Hilfskredite in Höhe von insgesamt 24,7 Millionen Schweizer Franken
(23,1 Millionen Euro). „Die zwei Covid-19-Kredite dienen dazu, das
finanzielle Loch zu verringern, das der Pandemie-Lockdown bei Tally Weijl
hinterlassen hatte, weil die europaweit rund 800 Geschäfte, darunter 81 in
der Schweiz, während Wochen geschlossen bleiben mussten“, heißt es in einer
Mitteilung.
Der Kreditzusage vorausgegangen seien „zähe, aber gleichzeitig auch sehr
konstruktive Verhandlungen mit dem zuständigen Bankenkonsortium und eine
massive Stärkung der Eigenkapitalbasis“, erläuterte Tally Weijl. Insgesamt
beschloss der Einzelhändler eine Kapitalerhöhung um 27 Millionen Schweizer
Franken (25 Millionen Euro). Davon entfallen nach Angaben des Unternehmens
rund 17 Millionen Schweizer Franken auf „zusätzliches Aktienkapital, das
grösstenteils durch neue Investoren gezeichnet wird“. Die übrigen rund zehn
Millionen Schweizer Franken resultieren aus der Umwandlung von Darlehen.
Foto: Tally Weijl Facebook-Page