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Work in Fashion: Ein Tag im Leben einer Freelance-Modefotografin

INTERVIEWKerry Curl ist eine preisgekrönte Fotokünstlerin, die mit Fotografie, Bewegtbild und explorativen Installationen arbeitet. Mit einem Schwerpunkt auf Porträt- und Modefotografie stützt sich ihre Praxis häufig auf den Einfluss der Vergangenheit auf die heutige Welt. So hinterfragt sie die Themen Nostalgie, Nachhaltigkeit und Konsumverhalten. Ihre aktuelle Serie This is Not Nostalgia? untersucht, ob das Kuratieren von Einflüssen aus der Vergangenheit notwendigerweise bedeutet, dass die Bilder selbst ‚retro‘ sind. FashionUnited hat sie gebeten, von einem Tag in ihrem Leben als freiberufliche Modefotografin zu berichten.

Wie sieht ein Arbeitstag für Sie aus?

Wie ein Tag aussieht, hängt ganz von meinem Tagesplan ab, wenn ich bei der Modewoche hinter der Bühne arbeite, dann geht es früh los und der Tag endet spät, gefolgt von der Arbeit am Computer bis in die Morgenstunden, wo ich Bilder sichte und bearbeite. Die Tage können sehr unterschiedlich sein und manche Wochen sind mehr auf das Fotografieren fokussiert als andere. Als Freiberufler sind wir nicht nur Kreative, die Bilder machen, wir müssen auch an das Marketing selbst denken, nach Möglichkeiten suchen, Kontakte aufbauen sowie Recherche durchführen.

Morgens

Freiberuflich tätig zu sein bedeutet für mich, dass ich viel Kontrolle über meine Zeit habe, aber damit verbunden ist auch eine große Verantwortung. Also versuche ich bei einer Tasse Kaffee und einer Nachricht in den ‚Arbeits-Tages-Modus‘ zu finden. Ich checke Twitter, Instagram und meine Emails. Ich finde, eine To-Do-Liste zu haben, die ich mir morgens als erstes anschauen kann, hilft mir, meinen Tag zu strukturieren.

Ich arbeite als Porträt- und Modefotokünstlerin. Mein eigenes Interesse an Mode ist aus zweiter Hand, Vintage und nachhaltiger Perspektive. Ich stelle sicher, dass ich immer Zeit habe, um an meinen eigenen persönlichen Projekten zu arbeiten, so dass die Zeit für Recherche wirklich ein Muss für mich ist.

Nachmittags

Wenn ich nachmittags nicht gerade jemanden fotografiere, dann versuche ich, wenn möglich, eine richtige Mittagspause zu machen, gefolgt von einem Spaziergang. Dann geht’s zurück, um E-Mails und Social Media zu durchforsten. Außerdem nutze ich meine Nachmittage, um Bilder zu bearbeiten, Moodboards zu planen, meine Ideen für Shootings zu organisieren, Kontakte zu knüpfen, um mit Leuten zu arbeiten. Oder ich nehme mir Zeit für Recherche, was beispielsweise auch die Suche nach Setdesign- und Kleidungsstücken beinhaltet.

Für die Art von Arbeit, die ich gerne mache, kann das alle möglichen Dinge, von Teppichen aus den 1970er Jahren bis zu 50 Metern Stoff, umfassen. Zur Zeit untersuche ich einige Ausstellungsideen für 2020, Gruppenausstellungen und Einzelausstellungen – was bedeutet, dass es eine Menge Arbeit und Aktivität gibt, die mit der Fotografie zu tun hat, aber über das physische Halten einer Kamera hinausgeht. Es kann ziemlich einsam sein, wenn man nicht gerade mit Leuten arbeitet, so dass die Nachmittage eine gute Gelegenheit sein können, mit einem kreativen Kollegen zusammenzukommen und ein paar Ideen auszutauschen.

Abend

Manchmal mache ich abends Fotoshootings. Ich versuche, so flexibel wie möglich zu sein, aber viele Models und andere Kreative arbeiten nebenberuflich. Da ich selbst seit vielen Jahren einen Vollzeitjob habe, weiß ich zu schätzen, wie kostbar Freizeit ist. Wenn ich also jemandem helfen kann, dass er keinen Tag frei nehmen muss, um sein Portfolio zu aktualisieren oder an einem Fotoshooting teilzunehmen, dann tue ich das.

Ich arbeite sehr gerne abends: Bilder zu bearbeiten und dabei Musik oder einen Podcast zu hören, macht mir wirklich Spaß. Aber es kann auch sein, dass man sich Musikvideos, einen Film oder eine Dokumentation ansieht. Die Abende sind auch eine gute Zeit für Meetings, sich mit Kollegen zu treffen und über Ideen zu plaudern.

Wie war es, die Londoner Modewoche zu dokumentieren?

Ich betrachte mich als jemand, der Stil und Mode dokumentiert. Meine Arbeitsweise bewegt sich auf der Linie der Dokumentarfotografie, was dazu führt, dass ich bei Veranstaltungen wie der London Fashion Week aus einer Backstage-Perspektive arbeite; ich freue mich über mehr Nachhaltigkeit und Gespräche darüber, wie wir Mode nachhaltiger machen können. Auf der Graduate Fashion Week 2019 gab es sicherlich eine Menge innovativer Arbeiten. Diese Plattform für Absolventen bleibt eine meiner Lieblingsveranstaltungen zum Fotografieren und ist eine weitere Möglichkeit, wie ich aufstrebende Kreative unterstützen kann.

Was sind die Herausforderungen und Vorteile der Arbeit als Freiberufler in der Modebranche?

Unabhängige Kreative und Marken haben nicht immer ein großes Budget, aber der Vorteil der Zusammenarbeit mit ihnen ist die Effizienz, Dinge zu realisieren. Mode ist eine riesige Maschine, so dass viele verschiedene kreative Disziplinen im Modebereich zusammenfließen: Design, bildende Kunst, Fotografie, Film, Musik, Performance, Handwerkskunst. Es ist leicht, sich bei all dem verloren zu fühlen, aber diese Vielfalt bringt auch eine Fülle von Möglichkeiten und Erfahrungen mit sich.

Was haben Sie studiert?

Ich habe einen BA (Hons) Fotografie an der Norwich University of the Arts gemacht, es war ein allgemeiner Fotografiekurs ohne Spezialiserung. Das bedeutete, dass wir alle den Raum und vor allem die Zeit hatten, zu verstehen, was uns interessierte und uns zu fragen, welche Art von Arbeit wir wirklich machen wollen.

In den Jahren vor der Universität hatte ich ein paar City & Guilds-Kurse in Fotografie belegt, die nicht mit Mode zu tun hatten, es waren hauptsächlich Landschaft und ein kleiner Teil Porträt und Stilleben. Was mir diese Kurse beibrachten, waren technische Fähigkeiten und auch Selbstvertrauen – was mir erlaubte, nicht nur meine Fotografie, sondern auch mich selbst weiter zu entwickeln.

Haben Sie einen Rat, den Sie Ihrem jüngeren Ich geben möchten?

Mach die Arbeit, die du machen eillst, auch wenn dich niemand beauftragt, sie zu machen. Was auch immer du machen willst, warte nicht.

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