Black Friday-Dilemma: Mitmachen oder boykottieren?

Während einige Verbraucher, Marken und Einzelhändler große
Verkaufsveranstaltungen wie den Black Friday und Cyber Monday als
umweltschädlich ablehnen und sich deshalb entscheiden, nicht mitzumachen,
zählen andere die Tage bis zum großen Ereignis und sind auf Händlerseite
bereit, hohe Rabatte zu gewähren beziehungsweise auf Verbraucherseite, tief
in die Tasche zu greifen. FashionUnited hat eine Übersicht der
diesjährigen Black Friday Optimisten und Pessimisten zusammengestellt, um
die Entscheidung für’s nächste Jahr zu erleichtern.

Wie eine repräsentative Stichprobe von 1.002 deutschen Endverbrauchern
der Wiener Black Friday GmbH herausfand, planten 2019 über 82 Prozent der
deutschen Endverbraucher, beim Black Friday mit dabei zu sein – 62 Prozent
hatten sogar vor, 300 Euro oder mehr auszugeben. Das Black Friday-Portal
sagte für 2019 einen Umsatz im deutschen Einzelhandel von 3 Milliarden Euro
vorher; tatsächlich wurden 3,1 Milliarden Euro umgesetzt. Im
letzten Jahr waren es 2,4 Milliarden Euro.

Händler brauchen jedoch eine durchdachte
Rabatt-Strategie
, um den Black Friday richtig zu nutzen. Eine Studie
von Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing Consultants rät Händlern,
auf Pauschalrabatte zugunsten von gezielten Aktionen zu verzichten. Mit
einer sorgfältig geplanten Rabatt-Strategie können sie verhindern, dass die
Black Friday-Umsätze das Weihnachtsgeschäft beeinflussen. Tatsächlich kauft jeder Zweite am Black Friday schon
Weihnachtsgeschenke ein
.

Foto: Pexels

Eine Forsa-Umfrage untersuchte, ob der Black Friday zur Katastrophe für den Handel
werden könnte. Die vom Verbraucher- und Ratgeberportal Sparwelt.de in
Auftrag gegeben Studie untersuchte, wie es mit dem Kaufrausch der Deutschen
aussehen könnte. „Fast jeder fünfte Befragte (18 Prozent) ist noch
unentschlossen, ob er etwas kaufen wird. Ganze 77 Prozent der Deutschen
haben nicht vor, die Angebote am Black Friday in Anspruch zu nehmen“, fand
die am 30. September und 1. Oktober 2019 durchgeführte Online-Umfrage unter
1.007 Befragten ab 14 Jahren heraus. Nur 4 Prozent waren sich „ziemlich
sicher“, etwas kaufen zu wollen.

Der „Holiday Outlook 2019“, eine Analyse von 2.000 US-amerikanischen
Verbrauchern der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) fand gar heraus, dass Verbraucher in den USA
„über den Black Friday hinweg“ seien und das Ereignis „eher symbolisch als
wichtig“ ansehen. Angesichts eines Einkaufsverhaltens, das verschiedene
Kanäle nutzt und zunehmend online absolviert wird, kommt die Black Friday-Müdigkeit wenig überraschend.

Umsatzrekorde

Die Marken und Einzelhändler, die Rekordumsätze beobachten, werden sich
nicht über Verkaufsveranstaltungen wie den Black Friday, Cyber Montag und
sogar den Singles Day beschweren. Hier sind einige Gewinner des
diesjährigen Schnäppchenrummels:

Zalando feiert Cyber-Week-Rekorde: „Ziele weit
übertroffen“

Foto: Zalando

Der Berliner Onlinehändler Zalando SE hat während der Cyber Week 2019
einige neue Rekorde aufgestellt. So konnte das Unternehmen während der
Aktionswoche rund 840.000 Neukunden gewinnen. Auch bei den Bestellungen
ging es kräftig bergauf: Das Bruttowarenvolumen (GMV) sei im Vergleich zur
Cyber Week 2018 um 32 Prozent gesteigert worden, verkündete Zalando. Der
Anteil des Partnerprogramms am GMV habe im Durchschnitt bei zwanzig Prozent
gelegen. Die meistgekauften Artikel waren schwarze Leggings, Logo-T-Shirts
und schwarze Turnschuhe.

Weiterlesen…

Amazon verlängert Black Friday auf eine Woche

Onlinehändler Amazon verlängerte seine Cyber Week tatsächlich auf eine
ganze Woche, die bereits am 22. November anfing und bis zum eigentlichen
Black Friday am 29. November dauerte. Amazon setzte dabei auf zeitlich
limitierte Angebote, um Verbraucher in einen Kaufrausch zu stürzen: Die
Rabatte, die Amazon ankündigte, reichten dabei bis zu 50 Prozent. Die
Tagesangebote galten für 24 Stunden, daneben gab es Blitzangebote im
5-Minuten-Takt, die maximal 6 Stunden verfügbar waren. So steigerte der
Onlineriese in diesem Jahr seine Einnahmen um fast 50 Prozent.

Weiterlesen…

Boohoo meldet Umsatzrekord am Black Friday-Wochenende

Foto: Boohoo Facebook

Der britische Online-Bekleidungshändler Boohoo sieht sich auf Kurs: Seit
dem Beginn der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2019/20 Anfang September
hätten alle wichtigen Marken des Konzerns „weiterhin starke Resultate“
erzielt, so das Unternehmen in einer Zwischenmitteilung. Dazu hätten
Rekordzahlen am Black-Friday-Wochenende beigetragen. Im ersten Halbjahr
hatte die Boohoo-Gruppe ihren Umsatz um 43 Prozent auf 564,9 Millionen
Britische Pfund (662,6 Millionen Euro) gesteigert.

Weiterlesen…

Anti-Black Friday Initiativen

Dann gibt es andere – Marken, Einzelhändler und Endverbraucher
gleichermaßen – die auf die Kehrseite der großen Einkaufstage wie Black
Friday, Cyber Monday & Co. verweisen: Gerade im Onlinehandel können die
Retouren durch die Decke gehen, was Einzelhandel und Umwelt auf lange Sicht
teuer zu stehen kommt, aber auch die Behandlung der eigenen Mitarbeiter
wurde angekreidet. FashionUnited hat ein paar solcher vorsichtigen Stimmen
zusammengestellt.

Patagonia nutzt Black Friday, um Kundenspenden für die
Umwelt zu verdoppeln

Abbildung: Patagonia

Um den negativen Folgen des exzessiven Konsums entgegenzuwirken, hat die
US-Outdoor-Marke Patagonia alle Spenden (bis zu 10.000 Euro pro Spende)
verdoppelt, die zwischen dem 29. November und dem 31. Dezember auf der
Plattform Patagonia Action Works getätigt wurden. Der von Patagonia
geleistete Gesamtbetrag war mit 10 Millionen Euro gedeckelt. Das
Unternehmen hatte bereits im letzten Jahr 10 Millionen US-Dollar für die
Umwelt gespendet.

Weiterlesen…

Greenpeace ruft zur Aktionswoche gegen Überkonsum
auf

Foto: MAKE SMTHG Website

In der Cyber Week hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace zur
Make-Something-Week (MAKE SMTHG) als „Gegenbewegung zu Überkonsum und
Schnäppchenwahn“ aufgerufen. Sie fand vom 29. November bis 8. Dezember
statt und bot über 130 Veranstaltungen mit kostenlosen Workshops zu
Upcycling, Reparatur und anderen Alternativen zum Neukauf ein.

Weiterlesen…

Gegen den Konsum: Friday for Future will Frankfurter
Zeil blockieren

Der Frankfurter Ableger der Klimabewegung Fridays for Future hat in
diesem Jahr am Black Friday auf der Einkaufsmeile Zeil demonstriert. Mit
der symbolischen Blockade der Zeil wollte die Bewegung an die Verantwortung
von Konzernen für den Klimawandel erinnern. Auf ihrer Webseite bezeichnen
die Frankfurter Klimaaktivisten Black Friday als den Tag, “an dem Konzerne
und Firmen den höchsten Profit des Jahres einfahren.” Unter dem Aufruf
#Zeilblockieren soll ein Zeichen gegen die Konzerne gesetzt werden, “die
durch ihren Drang nach grenzenloser Profitmaximierung unsere
Lebensgrundlage zerstören und unter den schlimmsten Bedingungen in den
Produktionsländern Mensch und Natur ausbeuten.” Dabei betonten die
Aktivisten, dass ihr Fokus nicht auf den einzelnen Endverbrauchern, sondern
auf der Art und Weise des derzeitigen Wirtschaftens liegt.

Weiterlesen…

Auch interessant:

Amazon-Kritiker protestieren am Cyber Monday vor Bezos
Penthouse

Für Amazon war der Cyber Monday ein großes Geschäft, doch die Kritiker
des Online-Shopping-Giganten nutzten die Rabattschlacht für Proteste. Mehr
als drei Dutzend Demonstranten versammelten sich am Cyber Monday in
Manhattan vor dem Penthouse von Amazon-Chef Jeff Bezos, um mit Plakaten und
Sprechchören ihrem Ärger über angeblich schlechte Arbeitsbedingungen und zu
niedrige Löhne Luft zu machen. Amazon ist deshalb schon lange in der Kritik.

Weiterlesen…

Nach all den Unkenrufen zur Verbrauchermüdigkeit hat sich auch 2019
wieder gezeigt, dass Kunden Schnäppchen nur schwer widerstehen können – 3,1
Milliarden Euro wurden 2019 allein in Deutschland umgesetzt und im
deutschen Onlinehandel verdoppelten sich die Umsätze sogar. Mode und
Accessoires waren dabei die absoluten Gewinner, was die Kategorien angeht,
so eine Untersuchung des Verbraucher- und Ratgeberportals Sparwelt.de. Der
Durchschnittspreis von Modeartikeln betrug dabei laut Stylight knapp 175
Euro und der durchschnittliche Rabatt fast 40 Prozent. Die meistgeklickten
Artikel der Inspirations-Plattform für Mode und Design? Dr. Martens
schwarze Stiefel, Guccis GC Marmont Mini und Alexander McQueens Oversized
Sneakers.

Angesichts der Möglichkeiten, die diese Zahlen für Marken und
Einzelhändler bedeuten, ist es schwer, sich Verkaufstagen wie Black Friday
& Co. zu entziehen. Marken, Einzelhändler und Endverbraucher können jedoch
mit gutem Gewissen teilnehmen, wenn sie umweltfreundliche Produkte,
Leistungen und Initiativen wählen, denn diese gibt es. Händler sollten
Rabatttage auf jeden Fall gut planen, um nicht später auf Retouren oder
unverkaufter Ware sitzenzubleiben.

Foto: John Henderson, Flickr

Folge und like uns: