Der Amerikaner Virgil Abloh, Star der Millennials, entwendet den
klassischen Anzug aus der Herrengarderobe und amüsiert sich für das
Traditionshaus Louis Vuitton mit seiner modernen Umgestaltung.
Die dabei entstandenen Anzüge werden mit spitzen Stiefeln und
Saunamützen getragen, ein Hemd mit Krawatte ist auf einen schwarzen,
perfekt geschnittenen Mantel aufgenäht—die Kollektion strahlt Ironie,
Lässigkeit und Lebensfreude aus. Fluoreszierende Farben haben
als Highlights ihren Auftritt, in einzelnen Ohrringen, Handschuhen oder in
einem vollen Look in Neon-Pink.
Ein Teil der Kollektion ist mit einem Wolkenmuster auf einem blauen
Himmel verziert, das den Ton des Dekors wiedergibt. Der CEO der
LVMH-Gruppe Bernard Arnault, sitzt bei der Show in der ersten Reihe neben seinen Söhnen. Auch auf einem Top von Bella Hadid, die ihren Mantel fallen ließ, um
ein blaues Louis Vuitton-Büstier zu enthüllen, findet sich das Muster
wieder.
Während Virgil Abloh in einem vor seiner Schau verteilten Buch den
„Treibhauseffekt“ heraufbeschwört, ist es in dem aufgestellten Pavillon im
Jardin des Tuileries erdrückend heiß. Eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit
auf die Frage des Klimawandels zu lenken?
Auf dem Laufsteg: Mäntel aus Silbernerz oder irisierendem Fuchs. Als
Hommage an die DNA des 1854 als Kofferhersteller gegründeten Pariser Hauses
sind Taschen mit dem begehrten Logo allgegenwärtig, futuristisch oder
klassisch und nehmen unregelmäßige Formen an.
Der König der Straßenkleidung, Virgil Abloh, ließ im letzten Monat aufhorchen,
indem er zur Überraschung aller erklärte, dass der Trend im Abklingen
begriffen sei. Die Streetwear – Virgil Abloh nimmt sie komplett an oder
lehnt sie mit kompletter Freiheit ab, heißt es in der Notiz zur
Modenschau.
Neuerdings ist es die Entwicklung der Kostüme und die Überarbeitung der
Kleiderordnung, die ihn interessiert. „Das Kostüm, Symbol für Konventionen,
Business und Erfolg ist dabei, seine Komfortzone zu verlassen. Die
Kleiderordnung der alten Welt wird neutralisiert, neu angeeignet, um der
Lebensfreude zu dienen“, sagt er. Einige Stücke sind mit Couture-ähnlichen
Krakelee-Effekten entworfen.
Als Einladung zu dieser Ausstellung schickte Virgil Abloh eine Uhr mit
dem LV-Logo anstelle der Ziffern. Aber die Zeiger drehen sich auf diesem
Stück „buchstäblich im Zeichen der Zeit“, wie der Modeschöpfer sagt.
Givenchy’s Vagabond New Age
Neu auf dem offiziellen Kalender der Herrenmodewoche, hat auch Givenchy
beschlossen, Traditionen „mit Spontaneität“ zu interpretieren.
Die britische künstlerische Leiterin Clare Waight Keller huldigt in
einer Kollektion, die vom 14. Maharadscha von Indore (Yeshwant Rao Holkar
II, gestorben 1961) inspiriert wurde, der in den 1930er Jahren Indien in
Richtung Los Angeles verließ und sich in die westliche Moderne verliebte,
„dem modernen Menschen, dem Wanderer des neuen Zeitalters.“
Taillierte Blazer und Mäntel, die über Latex-Pullovern in
Edelsteinfarben getragen werden, werden mit Broschen oder Kilt-Pins
geschlossen.
All that Jazz bei Issey Miyake
Eine Jam-Session im Pariser Centre Pompidou? Eigentlich ist es eine
Issey-Miyake-Modenschau, bei der die Models Saxophon spielen, Akrobatik
machen und mit dem Publikum tanzen.
Die Kostüme sind aus Plissee, dem ikonischen Material des japanischen
Hauses, das die Bewegung nicht behindert. „Ein Outfit ist eine
Improvisation, eine Jam-Session. Die Kleidung mit Leichtigkeit und Freiheit
zu mischen“, betont das Haus in den Shownotizen.
Grün, Burgunderrot, Gelb und fluoreszierendes Rosa: die Farben folgen
der Stimmung der Show im Gesamtlook, in kontrastierenden Farbblöcken oder
mit grafischen und farbenfrohen Drucken. Mittellange Mäntel sind ebenso
farbenfroh, die eher klassischen beigen, grauen oder blauen Trenchcoats
haben in den Schulterlinien einen kleinen japanischen Twist, der an den
Kimono erinnert – alles steht im Dienst der Bewegung. (AFP)
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung:
Barbara Russ
Fotos : Louis Vuitton, H/W 20/21