Die Corona-Krise beendet vielleicht das seit
Jahrzehnten andauernde Wachstum des Welthandels. Nach einem
pessimistischen Szenario des international renommierten Beratungs-
und Forschungsunternehmens Clarkson Research könnte der Seehandel
stark abnehmen. Im schlimmsten Fall komme es zu einer ausgedehnten
Rezession mit einem Rückgang des Seehandels um 17 Prozent bis 2024,
sagte Martin Stopford, Präsident von Clarkson Research, am Donnerstag
bei einer Online-Konferenz.
Das sei allerdings die schlechteste von drei Varianten, die nach
der Corona-Krise möglich seien. Unter günstigeren Annahmen nehme der
Seehandel ab 2023 wieder zu und wachse um 3,2 Prozent. Im mittleren
Szenario komme es in den kommenden vier Jahren zu einem leichten
Rückgang und anschließend setze ein Wachstum von 2,2 Prozent ein.
Das Wachstum des Welthandels und damit die Globalisierung der
Produktion gehört seit Jahrzehnten zu den Grundpfeilern der
wirtschaftlichen Entwicklung und hat sich gerade seit dem Beginn der
90er Jahre beschleunigt. Allein zwischen 1995 und 2015 verdoppelte
sich die Menge der gehandelten Güter von fünf auf zehn Milliarden
Tonnen; zuletzt waren es rund zwölf Milliarden. Das wäre nach
Stopfords Einschätzung auch der Stand im Jahr 2050, falls das
ungünstigste der von ihm berechneten Szenarien eintreten würde. „Wir
treten in eine Ära ein, in der die Globalisierung nicht mehr das
dominante Thema ist“, sagte Stopford. „Ich bin mir sicher, dass wir
mehr Kurzstreckenseeverkehr und lokale Fertigung erleben werden.“
Stopford äußerte sich auf einer Veranstaltung im Vorfeld der
internationalen Schiffbau-Messe SMM, die eigentlich für September
geplant war. Sie soll nun im Februar 2021 in Hamburg stattfinden.
„Die überwiegende Mehrheit der Aussteller zieht bei dem neuen Termin
mit“, sagte Messechef Bernd Aufderheide. „Das bestärkt uns darin,
richtig gehandelt zu haben.“ Die SMM soll weitgehend so über die
Bühne gehen, wie es auch im September der Fall gewesen wäre. Das
strebe die Messegesellschaft jedenfalls an.
Inhaltlich werde es um Nachhaltigkeit, „Green Shipping“ und
Digitalisierung gehen sowie um die Folgen der Coronakrise. Für die
Schifffahrt gebe es keinen anderen Weg, als an den angepeilten
Klimazielen festzuhalten, sagte die Präsidentin des internationalen
Reederverbandes BIMCO, Sadan Kaptanoglu. (dpa)