Die Nichtregierungsorganisation Clean Clothes Campaign startet heute das
Online-Tool ‚Fashionchecker‘. Auf der Website können Kunden sehen, in
welchen Fabriken bestimmte Bekleidungsmarken ihre Produkte herstellen
lassen und wie transparent Marken zur Höhe der Löhne der Arbeiterinnen und
Arbeiter sind, die dort beschäftigt werden. Mit diesem Instrument will die
Kampagne für Saubere Kleidung Bekleidungsmarken und politische
Entscheidungsträger anspornen, bis Ende 2022 existenzsichernde Löhne für
alle Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie zu realisieren.
Namen von Modemarken können auf der Website eingegeben werden. Die
Ergebnisse – grundlegende Informationen über die Marke, eine Liste der
Fabriken und Ergebnisse über die Höhe der Löhne der Arbeitnehmer und den
Grad der Transparenz des Unternehmens – werden in einer übersichtlichen
Infografik dargestellt. “ Es ist das erste Mal, dass die berüchtigten
Armutslöhne in der Bekleidungsindustrie transparent und quantifizierbar
gemacht wurden. Wir hoffen, dass eine solche Offenheit zu mehr Transparenz
in der Branche führt und dass sich die Löhne dadurch normalisieren“, sagt
Wyger Wentholt, verantwortlich für Kommunikation und Kampagnen bei der
Clean Clothes Campaign.
Um Daten zu sammeln, forderte die Kampagne für Saubere Kleidung
Informationen von 108 Bekleidungsmarken in Europa, Großbritannien und den
USA an. Einige Marken weigerten sich, an der Umfrage teilzunehmen,
berichtet die NGO. Diese Informationen werden auch im Webtool erwähnt: So
konnten 93 Prozent der kontaktierten Marken nicht nachweisen, dass
irgendeine Fabrik in ihrer Lieferkette ihren Beschäftigten einen
existenzsichernden Lohn zahlt; 63 Prozent der Marken waren nicht willens
oder nicht in der Lage, Namen und Adressen von Lieferanten anzugeben. Die
Clean Clothes Campaign führte auch unabhängige Untersuchungen unter 490
Fabrikarbeitern in China, Indien, Indonesien, Kroatien und der Ukraine
durch – Länder, die viel Kleidung produzieren. „Das ist nur ein Anfang“,
sagt Wentholt. „Wir wollen den Fashionchecker mit mehr Marken erweitern,
mehr Informationen von den Arbeitnehmern erhalten und natürlich die
Informationen auf dem neuesten Stand halten“.
Die Kampagne für Saubere Kleidung konzentriert sich insbesondere auf
Bekleidungsmarken, weil diese nach Angaben der Organisation einen großen
Teil der Verantwortung für die schlechten Arbeitsbedingungen in der
Bekleidungsindustrie tragen. Es ist der Mangel an Transparenz, der es
Marken ermöglicht, sich dieser Verantwortung zu entziehen, heißt es in der
Mitteilung. Laut Wentholt „behindert dies auch die Fähigkeit der
Beschäftigten, ihre Arbeit fair zu organisieren und Verbesserungen
einzufordern“. Muriel Treibich, Policy Officer bei Clean Clothes Campaign,
kommt zu dem Schluss: „Dieser Mangel an Verantwortung muss sich ändern, und
deshalb brauchen wir dringend genaue und aktuelle Daten über Fabriken und
Löhne, die in der gesamten Lieferkette gezahlt werden.“
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Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf
Fashionunited.nl.
Bild: Clean Clothes Campaign