Mehr New York als Milton Glaser geht wohl nicht: Der Designer erfand das
weltberühmte «I love New York»-Logo, war Mitgründer des «New York Magazine»
und entwarf das Emblem für die Brooklyn-Brauerei. Geboren in der Bronx
wurde Glaser aus seiner Heimatstadt heraus zu einem der weltweit
bekanntesten und gefeiertesten Designer. 2009 bekam er die National Medal
of Arts, die bedeutendste Kunstauszeichnung der US-Regierung. Am Freitag
(Ortszeit) ist Glaser an seinem 91. Geburtstag in Manhattan gestorben, wie
die «New York Times» unter Berufung auf seine Frau Shirley berichtete. Die
Ursache sei ein Schlaganfall gewesen, zudem habe Glaser an Nierenversagen
gelitten.
Bis zuletzt hatte Glaser in seinem Büro nahe dem Empire State Building
gearbeitet – und sich nach Jahrzehnten am Zeichenblock sogar noch am
Computer versucht, allerdings mit Hilfe. «Mit dem Computer arbeiten ist
etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es mal machen würde», sagte
er bei einer Veranstaltung im Frühjahr 2018. «Ich fasse den Computer aber
nie an. Diese Hände haben noch nie einen Computer angefasst.» Stattdessen
hatte er einen Assistenten, der neben ihm am Computer saß und seine
Anweisungen befolgte. «Das ist ein sehr ungewöhnliches Arbeiten, aber die
Ergebnisse sind gut.»
Glasers weltweiter Durchbruch geschah in den 70er Jahren. Der Bundesstaat
New York – nicht die Stadt – beauftragte Glaser damit, den Slogan «I love
New York» zu visualisieren. Gerade einmal 2000 Dollar bekam der junge
Designer dafür. «Ich habe etwas Typografisches eingereicht, das wurde dann
akzeptiert, aber ein paar Tage später war ich in einem Taxi und dachte, es
muss noch besser gehen», erzählte Glaser einmal der Deutschen
Presse-Agentur. «Ich habe eine kleine Skizze gemacht und den Typ noch mal
angerufen. Er hat gesagt: «Nerv mich nicht, das ist doch schon akzeptiert»,
aber ich habe darauf bestanden, es ihm zu zeigen. Also bin ich in sein Büro
gegangen, er mochte es und die Kommission hat dann das abgelehnt, was sie
schon angenommen hatten, und das neue akzeptiert. Das Logo hätte also
beinahe nie das Licht der Welt erblickt.»
Die Design-Ikone ist heute nicht mehr wegzudenken – trotzdem sagte Glaser
immer: «Es war ein Job wie jeder andere auch. Ich weiß, das ist eine
oberflächliche Beschwerde, aber ich würde mir wünschen, dass einige
Menschen wüssten, dass ich auch etwas anderes getan habe, und dass, wenn
man es aus der großen Perspektive betrachtet, das Logo eine banale Arbeit
ist.» Unter anderem Theater, Bars, Geschirr, Stoffe, dutzende Firmenlogos,
Plakate für die Erfolgsserie «Mad Men» und ein weltbekanntes Bob
Dylan-Plakat, auf dem der Sänger im Profil als schwarze Silhouette mit
bunten Haaren zu sehen ist, entwarf Glaser während seiner langen Karriere.
Geboren wurde der Designer 1929 – natürlich in New York. «Es ist eine
fantastische Stadt, der einzige Ort, an dem ich sein will.» Schon als
kleiner Junge begann Glaser, Zeichen-Unterricht zu nehmen. Später studierte
er an der Cooper Union-Universität in New York und legte dazwischen
Auslandsaufenthalte in Italien ein. Gemeinsam mit Freunden gründete er ein
Design-Studio und bekam erste Aufträge. Später machte er sich mit seinem
eigenen Studio selbstständig.
Immer wieder erklärte Glaser in Gesprächen, am liebsten ewig weiterarbeiten
zu wollen. «Ich sage immer, dass die Pensionierung eine furchtbare
Verschwörung ist, gemacht, damit die Menschen nicht am Leben bleiben. Mein
Gott, wer hat das erfunden?», fragte er 2019 zum seinem 90. Geburtstag in
der «New York Times». Der Zeitung erzählte er auch, dass all seine Entwürfe
nicht primär der Werbung gedient hätten. Es sei viel mehr darum gegangen,
dass ihm selbst die Gestaltung all der Entwürfe Kraft gegeben habe. Die
Betrachter seiner Werke sollten eine einfache Botschaft daraus mitnehmen:
«Dinge zu machen hält dich am Leben.» (dpa)
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