H&M soll im Kundenzentrum in Nürnberg private Daten von Mitarbeitern erfasst haben

Beim Modekonzern H&M in Deutschland haben einem
Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge Führungskräfte Notizen
aus Gesprächen mit Mitarbeitern abgespeichert, die dann versehentlich einem
erweiterten internen Kreis zugänglich wurden. Die Führungskräfte hätten in den
Dateien Informationen zu Gesundheit und anderen persönlichen Umständen
festgehalten, berichtete die Zeitung (Samstagsausgabe) unter Berufung auf
interne Mails. Es geht um das Kundenzentrum für Deutschland und Österreich in
Nürnberg.

Die Deutschlandzentrale von H&M in Hamburg bestätigte auf Anfrage der „FAZ“
den Vorfall im Grundsatz: Ein Datenordner für Führungskräfte sei einem
internen Kreis zugänglich gewesen.

In den Dateien aufgelistet waren nicht nur allgemeine Angaben über einzelne
Angestellte am Standort, sondern auch private Details – auch zur
Lebenssituation und zu Vorkommnissen im Privaten, wie die Zeitung unter
Berufung auf eine „Person, die anonym bleiben will“, berichtete. Gespeist und
protokolliert worden sein sollen die Berichte aus persönlichen Gesprächen mit
Teamleitern und weiteren Vorgesetzten.

Am Standort Nürnberg arbeiten laut „FAZ“ mehrere hundert Angestellte. Sie
betreuen das Online- und Telefonbestellgeschäft. Das Management habe in einer
Mail an die Mitarbeiter am Mittwoch darauf hingewiesen, dass in der Regel
diese Gesprächsnotizen berufsbezogene Informationen enthielten. „Die
Gesprächsnotizen können in Einzelfällen aber auch sensible Arten
personenbezogener Daten enthalten, zum Beispiel Informationen zum
Gesundheitszustand oder zu persönlichen Umständen, die eine Schichtanpassung
notwendig gemacht haben.“

Am Donnerstagnachmittag habe das Management angekündigt, dass alle Daten
auf dem betreffenden Ordner gelöscht würden. Eine H&M-Sprecherin in Hamburg
teilte der „FAZ“ mit, es seien Maßnahmen ergriffen worden, die notwendige
Datensicherheit wieder herzustellen. Der für Nürnberg zuständige
Datenschutzbeauftragten sei informiert, der Vorfall an die Aufsichtsbehörde
für Datenschutz in Hamburg gemeldet worden.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte das Unternehmen auf Anfrage der Zeitung:
„Wenn Vorgesetzte heimlich analoge oder digitale Gesprächsnotizen über
Mitarbeitergespräche anfertigen, verstößt das allein schon eklatant gegen den
Datenschutz der Beschäftigten“, erklärte Verdi. „Die Ergebnisse hinsichtlich
des Wohlbefindens und des Gesundheitszustandes der Betroffenen in Listen
auszuwerten, ist ein weiterer Verstoß.“

Das anlasslose Ausforschen von Arbeitnehmern verletze die
verfassungsrechtlich garantierten allgemeinen Persönlichkeitsrechte. Das gelte
besonders hinsichtlich der sensiblen und daher streng zu schützenden
Gesundheitsdaten. (dpa)

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